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Die Schattenseite der Weihnacht: München-Tatort "Klingelingeling" heute (02.12.2025) im BR Fernsehen

Dienstag, 02.12.2025 15:10 Uhr | Tags: BR Fernsehen, Krimi, Tatort, Udo Wachtveitl, Miroslav Nemec
München-Tatort "Klingelingeling": Im Lager der Bettler wird Radu Stelica (Florin Piersic jr.) von den Hauptkommissaren Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Ivo Batic (Miroslav Nemec) befragt.
München-Tatort "Klingelingeling": Im Lager der Bettler wird Radu Stelica (Florin Piersic jr.) von den Hauptkommissaren Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Ivo Batic (Miroslav Nemec) befragt.
© BR/ARD Degeto/BR/Walter Wehner

Gerade zur Weihnachtszeit wird das menschliche Drama oft besonders greifbar. Heute Abend um 20:15 Uhr holt das BR Fernsehen einen München-Tatort aus der Konserve, der vor neun Jahren, am zweiten Weihnachtsfeiertag, einen schonungslosen Kontrapunkt zur festlichen Besinnlichkeit setzte: den Fall "Klingelingeling". Der München-Tatort "Klingelingeling" ist auch über die ARD Mediathek abrufbar.

Klingelingeling: Wenn das Weihnachtslied zur Tragödie wird

Der Titel spielt ironisch auf das fröhliche Weihnachtslied "Kling, Glöckchen, klingelingeling" an, doch was die Zuschauer erwartet, ist alles andere als eine heitere Melodie. Der Film beginnt mit einem Schock, der sofort in die Magengrube trifft: An Heiligabend wird ein toter Säugling vor dem Altar einer kleinen Kirche am Alten Südfriedhof in München abgelegt. Ein drastischer und mutiger, wenn auch hoch symbolischer Einstieg, der die Kommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) mitten hinein in die Schattenseiten der Gesellschaft katapultiert.

Sehr schnell können die Ermittlungen die junge Dablika (Mathilde Bundschuh) als Mutter identifizieren. Sie gehört zu einem rumänischen Bettlerclan. Damit ist der Fall sofort in einem Milieu angesiedelt, das selten im deutschen Fernsehen zu sehen ist: Es geht um organisierte Bettelei, Missbrauch, Drogenabhängigkeit und das Überleben am äußersten Rand der bürgerlichen Welt. Rund die Hälfte der Figuren spricht Rumänisch oder andere osteuropäische Sprachen eine Sprachenvielfalt, die ungewöhnlich für einen Tatort war und die Authentizität des Clans unterstreichen sollte.

Trostlosigkeit statt Heiliger Familie

Die Redakteurin Stephanie Heckner ließ sich für die Grundidee des Tatorts von einer modernen "Heiligen Familie" inspirieren, die sie in München musizieren sah. Der fertige Film verkehrt dieses biblische Bild jedoch ins düster-Trostlose. Die Realität der osteuropäischen Bettler, in die Batic und Leitmayr eintauchen, ist von Ausbeutung geprägt. Clanführer Radu Stelica (Florin Piersic jr.) agiert wie ein skrupelloser Patriarch, der die Kommissare zunächst mit Lügen abwimmelt.

Die Suche nach der Wahrheit entfaltet sich in einer Spirale von Verzweiflung und Geheimnissen. Tida und ihre Schwester Anuscha (CosminaStratan) sind auf der Flucht vor Stelica, der das Kind nicht in seinem Lager dulden wollte. In ihrer Panik und auf der Flucht vor ihren Verfolgern drückt Anuscha den Säugling fest an sich und hält ihm den Mund zu, um ihn am Schreien zu hindern. Eine ungewollte Tat mit fataler Folge: Das Baby erstickt.

Das Ende der Ermittlungen liefert keine einfache Schuldzuweisung: Der Rechtsmediziner stellt fest, dass der Tod des Kindes auf mehrere Ursachen zurückzuführen ist - die Frühgeburt, Drogenkonsum der Mutter während der Schwangerschaft und eben jene ungewollte Erstickung. Eine alleinige, mutwillige Tötung kann ausgeschlossen werden.

Die Kommissare als Menschlichkeit im Chaos

Dieser Fall zeichnet sich weniger durch die kriminalistische Auflösung, sondern vielmehr durch die zutiefst menschliche Reaktion der Kommissare aus. Da Batic und Leitmayr ihre Festtagspläne spontan aufgeben müssen, nehmen sie sich des traurigen Schicksals von Tida und ihrem toten Sohn an. Sie organisieren die Überführung des Leichnams zur Bestattung in Rumänien und begleiten Tida auf ihrer Reise in die Heimat. Es ist ein ungewöhnlich persönliches, fast schon väterliches Engagement der Ermittler, das inmitten des organisierten Elends einen kleinen Funken Menschlichkeit und Trost spendet.

Obwohl der München-Tatort "Klingelingeling" thematisch überfrachtet ist und die drastische Symbolik eines toten Babys vor dem Altar manchen Zuschauer befremden mag, bleibt er ein leidenschaftlicher und wichtiger Beitrag zur Aufarbeitung sozialer Missstände. Er zwingt das Publikum, mitten in der glitzernden Weihnachtszeit einen Blick in die dunklen Ecken der Wohlstandsgesellschaft zu werfen. Ein München-Tatort, der verstört, bedrückt und lange nachwirkt.


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