Lena Odenthal jagt ein verzweifeltes Paar im Ludwigshafen-Tatort "Mike & Nisha" heute (09.11.2025) in der ARD

© SWR/Benoît Linder
Die ARD wirft heute (09.11.2025) um 20:15 Uhr mit dem neuen Ludwigshafen-Tatort "Mike & Nisha" alle gewohnten Krimi-Konventionen über Bord. Der 82. Fall für die dienstälteste Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts), gemeinsam mit ihrer Kollegin Johanna Stern (Lisa Bitter), mutiert schnell von einem klassischen Whodunit zu einem beklemmenden Gesellschaftshorror-Drama. Die Folge ist ein stilistisch kühner, wenn auch düsterer Ausflug in die Abgründe eines jungen Paares, dessen Traum von Glück in einem Blutrausch endet.
Das Ende einer Kurzschlusshandlung
Die Geschichte beginnt mit einer banalen, aber explosiven Situation: Der Mittzwanziger Mike (Jeremias Meyer) stellt seine Freundin Nisha (Amina Merai) seinen Eltern vor. Was als Pflichtübung beginnt, eskaliert schnell zu einem feindseligen Familientreffen. Der unterschwellig brodelnde Rassismus und die Ablehnung gegenüber der Schwangerschaft und den Hochzeitsplänen des jungen Paares entladen sich in einer Kurzschlusshandlung mit tödlichen Folgen. Ungewöhnlich für die Reihe, weiß der Zuschauer bereits nach wenigen Minuten, wer die Täter sind. Die Spannung von "Mike & Nisha" resultiert nicht aus dem "Wer", sondern aus dem verzweifelten "Wie" und "Warum" der Vertuschung.
Katz-und-Maus-Spiel im Vorort-Ghetto
Mit zwei Leichen im Wohnzimmer beschließen Mike und Nisha, die Tat zu vertuschen - ein fataler Plan, denn in der tristen Vorort-Siedlung, deren Atmosphäre durch den Drehort Frankenthal am Emil-Nolde-Ring perfekt eingefangen wird, entgeht nichts den neugierigen Blicken. Die Nachbarn werden zu unheilvollen Statisten in diesem bizarren Drama. Die besorgte Nachbarin alarmiert die Polizei, während der misstrauische Nachbar zur Linken, ausgestattet mit Späh-Ausrüstung, Mikes und Nishas hektisches Treiben im Garten - insbesondere das Ausheben eines Teiches - mit Argwohn beobachtet. Dieser voyeuristische Mikrokosmos des deutschen Spießbürgertums verstärkt die klaustrophobische Atmosphäre des Films.
Odenthal und Stern im psychologischen Duell
Lena Odenthal und Johanna Stern geraten in einen psychologisch komplexen Fall. Das junge Paar versucht, die Fassade der Harmlosigkeit aufrechtzuerhalten: Eltern im Urlaub, alles unter Kontrolle. Doch die zunehmende Nervosität von Mike und Nisha lässt die Kommissarinnen misstrauisch werden. Die dienstälteste Tatort-Ermittlerin beweist in ihrem 82. Fall erneut ihr psychologisches Gespür, während sie zusammen mit dem Team Mara und Nico die immer zahlreicheren Hinweise zusammenträgt. Die Jagd auf Mike und Nisha wird zu einer zermürbenden Verfolgungsjagd, in der es um mehr als nur die Aufklärung eines Mordes geht.
Gesellschaftskritik mit Horrorelementen
Der Ludwigshafen-Tatort "Mike & Nisha" ist vor allem ein knallhartes Stück Gesellschaftskritik. Der Film taucht tief in Themen wie soziale Ausgrenzung, verhinderte Lebensträume, unterschwelligen Rassismus und eskalierende Jugendgewalt ein. Die stilisierte Erzählweise, die an düstere Kultfilme erinnert, schafft eine fast surreale Ästhetik, die die Verzweiflung der Protagonisten unterstreicht. Das junge Paar, das eigentlich nur eine Familie gründen wollte, wird durch gesellschaftliche Ablehnung und familiären Hass in einen Blutrausch getrieben. Der Tatort aus Ludwigshafen ist damit ein provokantes, wenngleich erzählerisch forderndes Gewaltmärchen, das lange nach dem Abspann zum Nachdenken anregt.








