Roadtrip der Herzen: Warum "Per Anhalter zur Ostsee" mehr als nur ein Fernsehfilm ist

© ARD Degeto Film/filmpool fiction GmbH/Christine Schroeder
Heute Abend (22.08.2025 um 20:15 Uhr) zeigt die ARD einen Film, der das Zeug dazu hat, die Zuschauer auf eine ganz besondere Reise mitzunehmen: "Per Anhalter zur Ostsee". Was auf den ersten Blick wie ein klassischer Roadtrip-Film wirkt, entpuppt sich schnell als ein modernes Märchen mit Tiefgang, das die Herzen berührt und die Seele wärmt. Anstatt PS-starker Cabrios und malerischer Küstenstraßen setzt der Film auf das entschleunigte Tempo eines LKW, auf unerwartete Begegnungen und die Kraft dreier starker Frauen, die in einem Moment der Krise zusammenfinden und über sich hinauswachsen.
Der Charme dieses Films liegt in seinen liebevollen Details und seinem Mut, unkonventionelle Wege zu gehen. Hier wird nicht die übliche Hollywood-Geschichte erzählt, sondern das ganz normale Leben in all seinen skurrilen Facetten. Eine Szene, die sich sofort einprägt, ist die des Würstchen-Essens aus dem Wasserkocher auf einem Autobahnparkplatz. Dieses absurd-authentische Bild steht symbolisch für die ehrliche und ungeschönte Darstellung der Charaktere und ihrer Reise. Es ist genau diese Art von humorvoller Menschlichkeit, die dem Film seine Seele gibt und ihn von anderen Produktionen abhebt. "Per Anhalter zur Ostsee" ist auch über die ARD Mediathek abrufbar.
Ein Trio wider Willen auf der Suche nach sich selbst
Das Herzstück von "Per Anhalter zur Ostsee" ist das ungleiche Dreiergespann, das sich von Köln auf den Weg nach Hamburg macht. Da ist die elfjährige Nele (Maïmouna Mbacké) ein Mädchen voller Selbstbewusstsein, das sich nicht vorschreiben lässt, wie sie zu leben hat. Ihre Oma Steffi (Anja Kling) ist das genaue Gegenteil: Übervorsichtig und ängstlich, eine Eigenschaft, die sie nach dem Verschwinden ihrer Tochter entwickelt hat. Komplettiert wird das Trio von der Schauspielerin Ani (Franziska Wulf), die auf der Leinwand und im Leben eine toughe Fassade aufrechterhält, hinter der sich jedoch eine tiefe Unsicherheit verbirgt.
Das Drehbuch von Kathi Liers schafft es, diese drei Generationen mit großer Empathie zu begleiten und ihre persönlichen Krisen in einen Neuanfang zu verwandeln. Es ist eine traurig schöne Suche, die nicht nur die Protagonistinnen, sondern auch das Publikum dazu einlädt, über Verlust, Hoffnung und den Mut zur Veränderung nachzudenken. Regisseurin Süheyla Schwenk inszeniert die Geschichte mit einem feinen Gespür für heitere und berührende Momente, die den Zuschauer abwechselnd schmunzeln und nachdenklich werden lassen.
Der Weg ist das Ziel
Was als Neles kurz entschlossener Versuch beginnt, ihre Mutter zu finden, entwickelt sich zu einer Reise, die für alle Beteiligten zur Selbstfindung wird. Steffi lernt auf ihrer Odyssee, bei dem gutmütigen Fernfahrer Ibo ihren Ängsten entgegenzutreten, während Nele bei der Begegnung mit Ani eine wichtige Lektion über Schein und Sein lernt. Am Ende geht es nicht mehr nur darum, ein Ziel zu erreichen, sondern darum, den Weg und die Menschen, die man dabei trifft, wertzuschätzen.
"Per Anhalter zur Ostsee" ist ein Film, der mit leisen Tönen große Emotionen hervorruft. Er ist ein Plädoyer für Menschlichkeit, für das Überwinden von Ängsten und für die unzerbrechliche Bindung zwischen Familienmitgliedern. Der Film ist eine absolute Empfehlung für alle, die eine Geschichte suchen, die berührt, inspiriert und daran erinnert, dass manchmal die größten Abenteuer direkt vor der Haustür beginnen. Also, lohnt sich das Einschalten? Ein klares Ja. Dieser Film ist ein kleines Juwel, das man nicht verpassen sollte.