Warum der Krimi "Nord bei Nordwest - Die letzte Fähre" ein Meisterwerk der Verwirrung ist - heute (28.08.2025) in der ARD

© NDR/Boris Laewen
Wenn die ARD heute (28.08.2025) um 20:15 Uhr den Donnerstagskrimi aus der "Nord bei Nordwest"-Reihe wiederholt, erwartet die Zuschauer kein normaler Fall von der Küste. "Die letzte Fähre" ist kein gewöhnlicher Kriminalfilm, sondern ein kühnes, beinahe psychedelisches Experiment, das tief in die Psyche seiner Hauptfigur Hauke Jacobs (Hinnerk Schönemann) eintaucht. Die Folge, die unter der Regie von Ingo Rasper entstand, hat sich durch ihre einzigartige und mutige Erzählweise einen besonderen Platz im Herzen der Fans erobert und ist auch über die ARD Mediathek abrufbar. Sie beweist, dass das bewährte Konzept auch abseits der Norm funktionieren kann, und verlangt dem Zuschauer Konzentration und Offenheit ab.
Ein Labyrinth in Haukes Kopf
Das Herzstück dieser Episode ist ein genialer Dreh von Autor Niels Holle. Die gesamte Handlung spielt sich in einer surrealen Zwischenwelt ab - dem Koma von Hauke Jacobs, nachdem er bei einer Schießerei mit dem Mörder Wigald Tomke lebensgefährlich verletzt wurde. Wir sehen Hauke auf seinem Boot erwachen, die idyllische Kulisse von Schwanitz ist wie immer da, doch schnell wird klar: Nichts ist, wie es scheint. Tierärztin Jule Christiansen (Marleen Lohse) hat plötzlich die Dienstwaffe umgeschnallt und agiert als Polizistin, während Hannah Wagner (Jana Klinge) sich um Tiere kümmert. Die Verwirrung ist perfekt, nicht nur für Hauke, sondern auch für den Zuschauer, der sich fragt, ob er versehentlich in einem Paralleluniversum gelandet ist. Diese Verfremdung der vertrauten Charaktere ist nicht nur ein Gimmick, sondern ein emotionaler Spiegel, der Haukes inneren Kampf darstellt.
Tod oder Leben: Ein mystischer Showdown
Der zentrale Konflikt ist existentiell und mystisch zugleich. In dieser Traumwelt trifft Hauke immer wieder auf den ebenfalls schwer verletzten Wigald Tomke (Milton Welsh), der weiterhin mordet. Doch wie kann er das, wenn beide im Koma liegen? Die Antwort gibt Haukes eigentlich verstorbener Freund Simon Rost (Rainer Furch), der als weiser Mentor in dieser Zwischenwelt agiert. Er erklärt Hauke, dass dieser Kampf zwischen ihm und Tomke der Kampf um das Leben ist. Nur einer von ihnen wird ins Leben zurückkehren können. Dieses metaphysische Kräftemessen hebt den Krimi über das Alltägliche hinaus und macht ihn zu einer spannenden philosophischen Auseinandersetzung über Gut und Böse, Leben und Tod.
Das Einschalten lohnt sich - unbedingt!
"Die letzte Fähre" ist kein Krimi für nebenbei. Man muss sich auf diese außergewöhnliche Reise einlassen, die uns aus dem gemütlichen Küsten-Krimi in eine Welt des Ungewissen entführt. Die norddeutschen Drehorte in Travemünde, auf dem Priwall, auf Fehmarn und in Hamburg verleihen der surrealen Geschichte einen geerdeten Rahmen, während die Darsteller mit ihren vertauschten Rollen glänzen. Wer die Reihe liebt, weil sie immer wieder überrascht und sich traut, anders zu sein, wird diese Episode schätzen. Sie ist nicht nur ein Krimi, sondern ein mutiges, fesselndes Drama, das zeigt, dass die größten Gefahren manchmal im eigenen Kopf lauern. Für jeden, der eine Abwechslung vom klassischen Krimi sucht, ist dieser Film ein absolutes Muss.