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Wenn Boerne dem Tod ins Auge blickt: Münster-Tatort "Limbus" heute (09.12.2025) im BR Fernsehen

Münster-Tatort "Limbus":  Prof. Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef-Liefers, rechts) und sein Vertreter Dr. Jens Jacoby (Hans Löw, links).
Münster-Tatort "Limbus": Prof. Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef-Liefers, rechts) und sein Vertreter Dr. Jens Jacoby (Hans Löw, links).
© BR/WDR/Bavaria Fiction GmbH/Martin Valentin Menke

Es ist einer der ungewöhnlichsten und persönlichsten Fälle des berühmten Ermittlerduos: Heute Abend (09.12.2025) um 20:15 Uhr wird der Münster-Tatort "Limbus" im BR Fernsehen wiederholt. Der Krimi taucht tief in die Psyche des stets selbstherrlichen Rechtsmediziners Professor Dr. Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) ein und stellt ihn vor das ultimative Rätsel - sein eigenes Ableben. An seiner Seite ermittelt Kriminalhauptkommissar Frank Thiel (Axel Prahl), während das bewährte Team um Silke "Alberich" Haller (Christine Urspruch), Staatsanwältin Wilhelmine Klemm (Mechthild Grossmann) und die im Jenseits verweilende Kommissarin Nadeshda Krusenstern (Friederike Kempter) die Szenerie komplettiert. Der Münster-Tatort "Limbus" ist auch über die ARD Mediathek abrufbar.

Der verhängnisvolle Weg nach Holland

Die Handlung beginnt vermeintlich harmlos. Professor Boerne verabschiedet sich von seinen Kollegen bei einem Abendessen, denn er plant, in seinem Urlaub in Holland ein Buch über den Tod zu verfassen. Eine ironische Fügung des Schicksals, denn auf dem Weg ereilt ihn ein katastrophaler Autounfall auf einer Landstrasse. Schwer verletzt wird Boerne ins Krankenhaus eingeliefert, wo die Ärzte auf der Intensivstation um sein Leben kämpfen.

Hauptkommissar Thiel, dessen Bauchgefühl ihn selten täuscht, schenkt der offiziellen Unfallversion keinen Glauben. Er mag nicht glauben, dass Boerne bei vollem Tempo ohne Fremdeinwirkung von der Fahrbahn abgekommen ist. Trotz des ausdrücklichen Verbots durch Staatsanwältin Klemm, die auf die Zuständigkeit der Verkehrspolizei verweist, beginnt Thiel auf eigene Faust mit den Ermittlungen. Unterstützt wird er dabei unter anderem von Mirko Schrader (Björn Meyer).

Limbus - Die Zwischenwelt der Seele

Während der lebenserhaltend behandelte Boerne im Krankenhaus liegt, erlebt er einen Bewusstseinszustand jenseits der Realität. Er steigt scheinbar unverletzt aus dem Wrack seines Autos. Doch weder Feuerwehr, Sanitäter noch der eintreffende Thiel nehmen Notiz von ihm. Aus dem Fahrzeug bergen sie einen zweiten Boerne, der lebensgefährlich verletzt ist. Als ein zweiter Thiel ihn anspricht, wird dem Professor klar: Er befindet sich im Limbus, einem nicht-materiellen Zustand zwischen Tod und Leben.

Der Hochstapler in der Rechtsmedizin

Währenddessen beginnt der wahre Kriminalfall: In der Rechtsmedizin taucht Boernes Vertretung auf, der junge, charismatische Dr. Jens Jacoby (Hans Löw). Doch hinter der Fassade des Mediziners steckt ein gefährlicher Hochstapler. Dieser gescheiterte Ex-Medizinstudent, dessen Name eigentlich Michael Kleinschmidt ist, hat den echten Dr. Jacoby in Brasilien ermordet und sich nun Boernes Platz erschlichen. Silke "Alberich" Haller muss sich an ihren neuen, unheimlichen Chef erst gewöhnen.

Thiels eigenmächtige Ermittlungen führen ihn zur schockierenden Wahrheit: Boerne wurde vorsätzlich vergiftet. Der falsche Dr. Jacoby hatte ihn kurz vor dem Unfall auf der Straße angerempelt und ihm unbemerkt eine Insulin-Injektion verabreicht, die am Steuer zum Bewusstseinsverlust führte. Auch Herbert Thiel (Claus Dieter Clausnitzer) liefert seinem Sohn, wie so oft, nützliche Beobachtungen.

Der Hochstapler unternimmt alles, um seine Spuren zu verwischen. Er tötet einen Klinikarzt, der ihn aus früheren Zeiten kannte, und versucht, auch Alberich durch eine Injektion zu töten, was jedoch am Eingreifen des imaginären Boerne scheitert.

Skurrile Bürokratien im Jenseits

Boernes Limbus-Zustand wird zum satirischen Zentrum der Handlung. Er geistert durch die reale Welt. Parallel dazu findet sich Boerne als Kandidat für einen Platz im Jenseits wieder. In einer surrealen Zwischenwelt trifft er auf Thiel als Vorzimmer-Sekretär des Teufels. Die beiden streiten über Boernes Verbleib - zurück ins Leben oder in den Himmel.

Ein emotionaler Höhepunkt ist das Wiedersehen mit Kommissarin Krusenstern, die ebenfalls im Jenseits auf ihre Einordnung wartet. Sie gilt als Kandidatin für den Himmel und verabschiedet sich schließlich lächelnd, als sie ihren Platz im Paradies zugewiesen bekommt.

Die Rettung in letzter Sekunde

Der falsche Dr. Jacoby verabreicht dem im Koma liegenden Boerne eine tödlich wirkende Injektion. Im selben Moment kommt Thiel dem Verbrecher auf die Schliche und nimmt ihn fest. Er ermittelt blitzschnell, dass Curare die verwendete Substanz war. Die Ärzte können daraufhin das Gegengift Acetylcholin verabreichen und Boerne in allerletzter Sekunde ins Leben zurückholen. Der falsche Dr. Jacoby, Michael Kleinschmidt, wird auf der Flucht festgenommen.

Kritik zum Münster-Tatort "Limbus"

"Limbus" gehört zu den herausragendsten und mutigsten Folgen aus Münster. Der Film wagt das Spiel mit der Metaebene und schafft es, eine hochspannende Krimihandlung mit tiefschwarzem Humor und existenziellen Fragen zu verbinden. Die Stärke des Films liegt in der kühnen Inszenierung des Limbus: Die surrealen Szenen im Jenseits, insbesondere die Dialoge zwischen dem bürokratisch-boshaften "Teufelssekretär" Thiel und dem arroganten, um sein Überleben kämpfenden Boerne, sind ein Höhepunkt der Tatort-Geschichte. Sie erlauben eine brillante Demontage des Verhältnisses der beiden Protagonisten.

Die emotionale Komponente, dargestellt durch die Trauer und die Alleingänge Thiels sowie die Verunsicherung Alberichs, erdet die ansonsten fantastische Geschichte. Auch die Rückkehr der beliebten Nadeshda Krusenstern sorgt für einen melancholischen, aber wunderschönen Abschiedsmoment. Der Fall um den Hochstapler Dr. Jacoby ist spannend konstruiert, tritt aber fast in den Hintergrund hinter der existenziellen Reise Boernes.

Insgesamt ist "Limbus" ein kreatives Meisterwerk, das die Grenzen des Sonntagskrimis auslotet und dem Münster-Team eine unvergessliche und zutiefst persönliche Note verleiht. Es ist ein Tatort, der nachdenklich stimmt und zugleich köstlich unterhält.


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