Zwischen Fiktion und Fatalität: Wendland-Krimi "Stiller und der Wolf im Schafpelz" heute (15.10.2025) im ZDF

© ZDF/Georges Pauly
Der neueste Wendland-Krimi führt Kommissar Jakob Stiller (Ulrich Noethen) in die Abgründe einer scheinbar idyllischen Provinz. Heute (15.10.2025) um 20:15 Uhr nimmt das ZDF-Publikum mit "Wendland - Stiller und der Wolf im Schafpelz" an einer Spurensuche der besonderen Art teil. Fernab der Großstadthektik, in der stillen Landschaft des Wendlands, muss der strafversetzte Kommissar Jakob Stiller nicht nur einen Toten finden, sondern auch die Wahrheit hinter einem tödlichen Trugbild. Der neue Wendland-Krimi ist auch über die ZDF Mediathek abrufbar.
Eine explosive Eröffnung im Idyll
Die Szene beginnt filmreif und düster: Eine Explosion zerreißt die Stille der Nacht. Ein gefesselter Mann stürzt aus einem Bauwagen, flieht humpelnd in den Wald, nur um kurz darauf auf der Straße von einem Auto erfasst zu werden. Was auf den ersten Blick wie ein tragischer Unfall mit Todesfolge und Fahrerflucht aussieht, entpuppt sich für Kommissar Jakob Stiller schnell als ein Fall mit doppeltem Boden. Die Fesselspuren an Hand- und Fußgelenken des Toten erzählen eine andere Geschichte. Wurde der Mann gegen seinen Willen festgehalten? Die Recherche führt Stiller zu einem mysteriösen Zweithandy, auf dem nur eine einzige, namenlose Nummer gespeichert ist - namenlos. Die vermeintliche Unfallakte entwickelt sich rasant zu einem psychologischen Kammerspiel, in dem jeder Beteiligte ein Geheimnis zu hüten scheint.
Der Autor als Ermittler: Ein Manuskript als Beweismittel
Jakob Stiller ist kein klassischer Ermittler. Aus Hamburg in die norddeutsche Provinz strafversetzt, weil er einen Roman über einen missglückten Einsatz veröffentlichte, trägt er seinen Ruf als literarischer Detektiv mit sich herum. Und genau diese Leidenschaft fürs Schreiben wird im neuen Fall zum entscheidenden Schlüssel. Der "Wolf im Schafpelz", der dem Film den Titel gibt, ist nicht nur eine Metapher für den Täter. Stiller findet den entscheidenden Hinweis nicht etwa bei der Spurensicherung, sondern auf eine höchst ungewöhnliche Weise: in einem Manuskript, das er selbst gar nicht verfasst hat. Dieser Kniff verleiht dem Krimi eine einzigartige Note. Er zeigt, dass Wahrheit manchmal in der Fiktion verborgen liegt und dass Stillers schrulliger, von norddeutscher Sturheit geprägter Spürsinn mehr zählt als jede forensische Akribie.
Neue Gesichter und alte Melancholie
Auf dem Gutshof von Dr. Silke Landauer (Helene Grass), wo Stiller noch immer residiert, taucht eine neue Figur auf: die Altenpflegerin Laura Mai (Anneke Kim Sarnau). Ihr plötzliches, aber allzu offensichtliches Interesse am Fall macht Stiller misstrauisch. Die Figur Laura Mai ist komplex und vielschichtig angelegt und spielt eine überraschend wichtige Rolle in der Entschlüsselung des Rätsels. Ergänzt wird das Ensemble von Stillers bewährter Kollegin Kira Engelmann (Bettina Burchard) und dem Rest des Wendland-Teams. Optisch überzeugt der Film mit einer melancholischen Bildgestaltung. Obwohl im Juli gedreht, erzeugt der Look bewusst eine "Indian Summer"-Stimmung, die die entschleunigte, tiefgründige Atmosphäre des Wendland-Krimis perfekt einfängt. Es ist ein Krimi mit Kopf und Herz, der auf leise Zwischentöne und subtile Spannung setzt.
Fazit: Langsam, aber fesselnd
"Wendland - Stiller und der Wolf im Schafpelz" ist eine klare Empfehlung für all jene, die im Krimigenre Tiefe und Charakter suchen. Die Reihe entzieht sich dem üblichen "Whodunit"-Schema und bietet stattdessen einen "Slowburn"-Krimi, der sich Zeit nimmt, die psychologischen Hintergründe der Tat auszuleuchten. Ulrich Noethen ist die Idealbesetzung für den nachdenklichen, schreibenden Kommissar. Er verkörpert die Figur mit einer lakonischen Präzision, die den Zuschauer fesselt, ohne laute Effekte zu bemühen. Wer heute Abend einen entschleunigten, aber hochintelligenten Fall sehen möchte, der hinter die Fassaden bürgerlicher Geheimnisse blickt, sollte unbedingt einschalten.