"Die Schlacht" - Polizeiruf 110 im Dienste Napoleons heute (15.10.2025) im MDR

© MDR/ORB/Christa Köfer
Ein Mord auf dem Exerzierplatz: Selten vermischen sich Hobby und Verbrechen so drastisch wie im "Polizeiruf 110 - Die Schlacht", der heute (15.10.2025) um 22:10 Uhr im MDR wiederholt wird. Was als ein gemütlicher Wochenendausflug für Kommissarin Johanna Herz (Imogen Kogge) gedacht war, verwandelt sich blitzschnell in eine verzwickte Ermittlung inmitten von preußischen Pickelhauben und französischem Artilleriedonner. Die Schatten des Jahres 1813 fallen auf eine Gegenwart voller Eifersucht und alter DDR-Wunden.
Wenn das Reenactment zur Tatortkulisse wird
Die Kulisse ist die alljährliche Nachstellung der Schlacht bei Großbeeren in Brandenburg. Zwischen Kanonen, Lagerfeuern und authentischen Uniformen wird der fränkische Weinhändler und Sponsor Hajo Porst (Frank Röth) tot aufgefunden. Herz und Polizeihauptmeister Horst Krause (Horst Krause) stehen vor der Aufgabe, Alibis im Chaos der historischen Inszenierung zu prüfen. Die Lösung ist ebenso unkonventionell wie brillant: Herz schleust Krause als Rekrut in die Reihen der "Kämpfer" ein. Getarnt als Teil des historischen Spektakels, kann sich Krause unauffällig umhören und sogar gestohlene Ausrüstungsgegenstände - preußische Säbel und Gewehre - aufspüren, was ihm am Ende auch gelingt. Das Geschehen mutet an wie ein Kostümfest mit tödlichem Ausgang.
Das Napoleon-Komplott und die Stasi-Vergangenheit
Der Schlüssel zum Fall liegt tief in der Historie und den persönlichen Verstrickungen der Beteiligten. Es geht um mehr als nur um den Weinhändler Porst (Frank Röth). Die Autorin Amelie Wieland (Julia Jäger) war eine enge Freundin des Opfers. Über Herz’ Lebensgefährten Robert Beck (Peter Prager) erfährt die Kommissarin von einer brisanten Theorie: Porst war besessen von der Idee, Napoleon habe die Schlacht instrumentalisiert, um einen Rivalen bei seiner Geliebten auszuschalten. Und auch in der Gegenwart dreht sich alles um Rivalität und Eitelkeit.
Finanzielle Probleme führen Frank Wieland (Hans Kremer) in die Abhängigkeit von Porst. Er soll ihm helfen, ein altes Grab zu finden, um seine Schulden zu begleichen. Als Amelie Wieland herausfindet, dass Porst den historischen Fund nur aus Geldgier ausschlachten will, kommt es zum Streit. Porst stürzt und bricht sich das Genick. Doch die eigentliche Wucht des Krimis entfaltet sich erst im weiteren Verlauf. Frank Wieland erfährt durch die Ermittlungen eine schockierende Wahrheit: Sein eigener Bruder hatte ihn seinerzeit an die Staatssicherheit verraten, weil Frank Porst helfen wollte, Amelie aus der DDR zu schmuggeln. Die Folge waren Jahre im Gefängnis.
Rache in Uniform
Dieser alte Verrat wird zum alles verzehrenden Motiv. Frank Wieland will sich rächen - nicht leise, sondern effektvoll. Er lädt sein Gewehr mit echter Munition und plant, den Verräter mitten im Getümmel der Schlacht niederzustrecken. Herz kann dies in letzter Sekunde verhindern. Der Polizeiruf zeigt hier eindrücklich, wie das historische Spiel plötzlich zum existenziellen Ernst wird.
"Polizeiruf 110 - Die Schlacht" ist ein ungewöhnlicher, sperriger und atmosphärisch dichter Krimi. Er verzichtet auf hektische Dramaturgie und setzt stattdessen auf dokumentarische Zwischentöne und die Faszination einer fast theatralischen Kulisse. Die Folge thematisiert Rivalität, die Bürde der DDR-Vergangenheit und historische Obsession auf eine Weise, die lange nachwirkt. Mit der zurückhaltenden Imogen Kogge und dem urigen Horst Krause ist dies ein sehenswertes Fernsehstück für alle, die einen tiefgründigen Blick hinter die Kulissen vermeintlich harmloser Hobbys werfen möchten.