Krimikomödie "Gar kein Geld macht auch nicht glücklich": Kapitalismus-Satire mit stumpfer Klinge heute (08.12.2025) im ZDF

© ZDF/Gordon Timpen
Heute Abend (08.12.2025) um 20:15 Uhr zeigt das ZDF einen Film, der das starre deutsche Fernsehgenre mit frischem Wind aufmischt. "Gar kein Geld macht auch nicht glücklich" ist mehr als eine harmlose Gaunerkomödie; es ist ein ambitioniertes Genre-Experiment. Regisseur Jonas Grosch wagt den Spagat zwischen elegantem Coup-Film nach internationalem Vorbild, beißender Kapitalismussatire und einem leidenschaftlichen Plädoyer für weibliche Geschwisterliebe. Das Ergebnis ist ein ungewöhnlicher Mix, der sein Publikum in einen leuchtend roten Tresorraum entführt, in dem es nicht um Millionen geht, sondern um die Wahrheit. Die Krimikomödie "Gar kein Geld macht auch nicht glücklich" ist auch über die ZDF Mediathek abrufbar.
Die Rache der Virologin
Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die ungleichen Halbschwestern Kim Hansen (Katharina Wackernagel), Lesley Hansen (Julia Becker) und Olivia Hansen (Sara Fazilat). Ihre Motivation unterscheidet sich radikal von der üblichen Gier, die im Krimigenre dominiert. Kim Hansen ist eine brillante Virologin, deren bahnbrechende Forschung zu einem HIV-Impfstoff von ihrem skrupellosen Ex-Kollegen Christian Heisinger (Christoph Bach) gestohlen wurde. Ein Bankraub wird so zum Akt der wissenschaftlichen Selbstverteidigung. Beim ersten, gescheiterten Coup suchen die Schwestern nicht nach Bargeld, sondern nach dem Beweis für Kims Urheberschaft, ein für eine Krimikomödie erfrischend unkonventioneller Plotpunkt.
Der misslungene Versuch endet mit fünf Jahren Haft. Doch die Gefängnisstrafe ist für Kim nicht das Ende, sondern der Beginn eines noch kühneren Plans. Während Lesley und Olivia ihr Leben wieder in geordnete Bahnen lenken wollen, hat Kim im Knast bereits den nächsten Schritt durchdacht. Heisinger steht kurz davor, ihren Impfstoff als seinen eigenen auf den Markt zu bringen. Die entscheidenden Beweise vermutet Kim in einem Safe in der Firmenzentrale und plant, während eines anstehenden Investoren-Events zuzuschlagen.
Schwestern-Power im Tresorraum
Der Film gewinnt seine emotionale Tiefe aus der Dynamik dieses unfreiwilligen Trios. Zunächst zögern Olivia und Lesley, zurück in die Kriminalität zu stürzen. Doch die finanzielle Notlage von Lesleys Imbiss und die Überzeugungskraft von Lesleys Tochter Fritzi (Maggie Valentina Salomon) - die das Ganze als Akt der Emanzipation und Gerechtigkeit sieht - vereinen das Hansen-Kleeblatt erneut.
Die visuelle Umsetzung des zweiten Coups ist ein klarer Höhepunkt und eine deutliche Reminiszenz an große internationale Heist-Filme. Der Einbruch in einen komplett roten Tresorraum zitiert die Ästhetik von Filmen wie "Ocean’s Eleven" oder "Mission: Impossible", allerdings mit einem augenzwinkernden, ironischen Ausgang, der die deutschen Verhältnisse liebevoll aufs Korn nimmt. Dieser Mut zu visuellen Anspielungen hebt den Film vom üblichen Fernsehkost ab.
Zwischen Satire und Schmunzeln
Abgerundet wird das Ensemble durch starke Nebenrollen, die für die nötige Komik sorgen. Besonders Milan Peschel in der Rolle des Jens sticht als Nebendarsteller hervor und liefert einige der humorvollsten Momente des Films. Die Geschichte, die auf einer Idee von Maike Rasch basiert, nutzt den Rahmen der Krimikomödie geschickt, um die Mechanismen des rücksichtslosen Kapitalismus zu beleuchten. Sie stellt die Frage, was mehr wert ist: Das Geld in einem Schließfach oder die intellektuelle Integrität einer Wissenschaftlerin?
"Gar kein Geld macht auch nicht glücklich" mag in seiner Ausführung als Heist-Film nicht die kompromisslose Raffinesse seiner Hollywood-Vorbilder erreichen und bleibt in der Gratwanderung zwischen Satire und Familienposse bisweilen etwas brav. Doch die Spielfreude der drei Hauptdarstellerinnen und der ungewöhnliche, wissenschaftliche Aufhänger machen ihn zu einem sehenswerten Abend. Es ist die leidenschaftliche Geschichte dreier Schwestern, die nicht für den Mammon, sondern für die Gerechtigkeit einen Bankraub wagen. Ein Versuch, das deutsche Fernsehen etwas gewagter und, ja, glücklicher zu machen.








