Münster-Tatort "Die Erfindung des Rades": Abschied von Staatsanwältin Wilhelmine Klemm heute (07.12.2025) in der ARD

© WDR/Frank Dicks
Wenn heute Abend (07.12.2025) ab 20:15 Uhr der Münster-Tatort mit "Die Erfindung des Rades" in der ARD läuft, tauchen die Zuschauer in eine gewohnt skurrile Welt ein. Kriminalhauptkommissar Frank Thiel (Axel Prahl) und Rechtsmediziner Prof. Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) präsentieren eine Mischung aus Lokalkolorit, Groteske und einem Hauch von Wehmut. Die Folge spielt augenzwinkernd mit Münsters Selbstverständnis als Fahrradstadt - doch die Krimihandlung dient vor allem als Vorwand für die beliebte Selbstparodie des Duos. Nach Ausstrahlung wird der Münster-Tatort "Die Erfindung des Rades" auch in der ARD Mediathek abrufbar sein.
Ein frostiges Familiendrama mit historischer Behauptung
Zum Inhalt der neuesten Ermittlung: Die Traditionsmanufaktur Hobrecht & Hobrecht, eine Fahrradschmiede in fünfter Generation, verspricht eine historische Sensation. Das "First Bike", so die Behauptung des Patriarchen Kurt Hobrecht Senior (Hannes Hellmann) und seines Sohnes Konstantin (Franz Hartwig), soll die Geschichte des modernen Fahrrads neu schreiben und dessen Ursprung nach Münster verlegen. Ein Ereignis von größtem Interesse, dem Professor Boerne mit wissenschaftlicher Neugier beiwohnt. Doch bei der feierlichen Enthüllung vor geladenen Gästen liegt nicht etwa das vermeintlich geniale Rad in der Kiste, sondern eine Kühltruhe. Und darin: der schockgefrorene Bruder Albrechts (Heinrich Giskes) - ein typischer Start für den Münster-Tatort, der Klamauk und Krimi in einer einzigen, grotesken Wendung vereint.
Während Boerne zusammen mit seiner Assistentin Silke Haller (ChrisTine Urspruch) fachmännisch versucht, den menschlichen Körper aufzutauen und die Todesursache zu klären, beginnt Thiel seine Ermittlungen in der verzweigten Familie Hobrecht. Schnell stellt sich heraus, dass der ungeliebte Verwandte Albrecht viele Feinde hatte und etliche Familienmitglieder ein Motiv besäßen, ihn aus dem Weg zu räumen. Das verschachtelte Netz aus Familiengeheimnissen, unternehmerischem Ehrgeiz und der spektakulären Theorie um die Fahrradgeschichte liefert den Rahmen für Thiels Recherchen. Boerne wiederum kommt während seiner Obduktionsarbeit einem tief sitzenden Familiengeheimnis auf die Spur, das die gesamte Hobrecht-Dynastie zu sprengen droht. Interessanterweise zeigt auch Staatsanwältin Wilhelmine Klemm (Mechthild Großmann) ein ungewöhnlich ausgeprägtes Interesse an diesem kuriosen Fall.
Der Münster-Tatort zwischen Absurdität und Routine
"Die Erfindung des Rades" spielt gekonnt mit seinen Stärken. Der Titel besitzt eine doppelte Bedeutung: Er bezieht sich einerseits auf die historische Fahrradgeschichte, spielt andererseits aber auch auf die ironische Tatsache an, dass der Münster-Tatort selbst das Krimi-Rad nicht neu erfindet. Der Film ist von Anfang an eine Komödie, die auf die bewährten Muster setzt. Das augenzwinkernde Spiel mit dem Lokalkolorit der Fahrradstadt ist gelungen, und die groteske Ausgangslage mit der eingefrorenen Leiche sorgt für einige originelle Momente. In dieser Folge herrscht zudem eine ungewohnt friedliche Atmosphäre: Thiel und Boerne streiten weniger als sonst, und auch die Beziehung zwischen Haller und Klemm zeigt versöhnliche Seiten. Dennoch bleibt die Krimihandlung auffällig dünn und wenig überraschend. Die Ermittlungen dienen oft nur als Stichwortgeber für Gags und Running-Gags des Duos, sodass der Film mehr als launige Komödie denn als spannungsgeladener Kriminalfall funktioniert. Hier überwiegen Routine und Selbstparodie.
Der letzte Vorhang für Wilhelmine Klemm: Eine Würdigung der Kultfigur
Doch diese Episode hat eine besondere, emotionale Note: Es ist der letzte Fall für eine wahre Kultfigur - Staatsanwältin Wilhelmine Klemm. Mechthild Großmann tritt heute, kurz vor ihrem 77. Geburtstag, nach über zwanzig Jahren im Münster-Team zum letzten Mal auf und verabschiedet sich von einer Rolle, die den Tatort-Kosmos maßgeblich geprägt hat. Wilhelmine Klemm ist mehr als nur die Vorgesetzte von Thiel; sie ist eine Autoritätsperson, die mit ihrem trockenen Witz, ihrer unverwechselbaren, rauchigen Stimme und ihrer Vorliebe für den Sekt das perfekte Gegengewicht zu Boernes Eitelkeit und Thiels Gelassenheit darstellte. Ihre ständige Präsenz und ihr einzigartiger Charakter waren entscheidend dafür, dass der Münster-Tatort zu dem Kultformat wurde, das er heute ist. Sie lieferte die notwendige Schärfe und den intellektuellen Biss, der die humoristischen Eskapaden des Duos geerdet und zugleich befeuert hat. Ihr Abschied verleiht dieser Episode einen besonderen, nostalgischen Akzent und ist eine verdiente Würdigung einer Schauspielerin, die der Reihe ihren ganz eigenen Stempel aufgedrückt hat. Der letzte Auftritt von Wilhelmine Klemm macht "Die Erfindung des Rades" zu einem denkwürdigen, wenn auch dramaturgisch leichten, Ereignis.








