Neuer Zürich-Tatort "Kammerflimmern" mit 56 Toten heute (28.09.2025) in der ARD

© ARD Degeto Film/SRF/Sava Hlavacek
Heute Abend (28.09.2025 um 20:15 Uhr) läuft in der ARD der neue Zürich-Tatort "Kammerflimmern", und er liefert ein Schreckensszenario, das näher an unserer digitalen Realität liegt, als uns lieb sein kann. Die zehnte Folge für das Ermittlerinnen-Duo Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher) und Tessa Ott (Carol Schuler) ist nicht nur ein nervenzerfetzender Thriller, sondern auch eine zynische Abrechnung mit dem Kapitalismus und der trügerischen Sicherheit moderner Medizintechnik.
Leichenrekord ohne einen einzigen Schuss
Vergessen Sie blutige Schießereien oder dramatische Verfolgungsjagden - dieser "Tatort" bricht einen makabren Leichenrekord auf völlig neue Weise. Mit 56 Toten übertrifft "Kammerflimmern" sogar den legendären Murot-Fall "Im Schmerz geboren". Und das Schlimmste: Die Opfer fallen einfach tot um, im stillen Takt eines manipulierten Herzschrittmachers. Die Todesursache ist ein genial-grausamer Hackerangriff auf die Firma "Lauber Cardio". Der Clou des Drehbuchs von Petra Ivanov und André Küttel: Implantierte Defibrillatoren (ICDs), die eigentlich Leben retten sollen, geben stattdessen tödliche Stromstöße ab. Hacker erpressen den Hersteller in dreistelliger Millionenhöhe, und die Kommissarinnen stehen unter einem unvorstellbaren Druck.
Herzschlag gegen die Zeit - Ein Echtzeit-Cyber-Thriller
Regisseurin Barbara Kulcsar inszeniert das Geschehen als pulsierendes Rennen gegen die Zeit. Der Film bedient sich einer intensiven, modernen Ästhetik: Splitscreens, ständig eingeblendete Uhrzeiten und eine treibende Musik schaffen einen visuellen Spannungsbogen, der den Zuschauern kaum Luft zum Atmen lässt. Die realitätsnahe Inszenierung der digitalen Verwundbarkeit macht diesen "Tatort" zu einem schweißtreibenden Echtzeit-Thriller. Mit jeder neuen Todesmeldung, die in Zürich und Umgebung eintrifft, wird die Panik greifbarer. Während Kommissarin Grandjean versucht, die Hacker anhand von Firmenunterlagen zu identifizieren, droht Staatsanwältin Wegenast (Rachel Braunschweig) die Kontrolle über die öffentliche Hysterie zu verlieren.
Wenn das Verbrechen persönlich wird
Der Fall wird für Kommissarin Tessa Ott auf tragische Weise privat. Ihre eigene Mutter, Madeleine Ott (Babett Arens), trägt einen der gefährdeten Defibrillatoren. Ausgerechnet jetzt weilt sie auf einer Berghütte, fernab jeglichen Empfangs – ein wahrer Albtraum. Plötzlich wird der Fall für Tessa zum Kampf um das Leben ihrer Liebsten, während ihr Vater Gustav (Oscar Bingisser) zum einzigen Retter in der Ferne avanciert. Diese persönliche Verstrickung hebt den zehnten Zürcher Fall auf eine neue emotionale Ebene und verleiht der abstrakten Cybercrime-Bedrohung ein menschliches Gesicht.
Kapitalismuskritik in der digitalen Ära
Hinter dem tödlichen Hackerangriff steckt nicht nur das Lösegeld, sondern auch ein tief verwurzelter Skandal in der Firma "Lauber Cardio". Das börsennotierte Unternehmen, geleitet von Elias Arens und Martin Vischer als Geschäftsführer und Tech-Chef, steckt in der typischen Start-up-Klemme zwischen visionärem Anspruch und wirtschaftlicher Härte. Der Film kritisiert schonungslos die digitale Verwundbarkeit unserer Gesellschaft und prangert an, wie Profitstreben die Sicherheit von Menschenleben gefährden kann. Auch der Umgang der Medien mit der Katastrophe, vertreten durch die sensationslüsterne Journalistin Paula Bianchi (Annina Walt), wird kritisch beleuchtet. "Kammerflimmern" ist mehr als nur ein Krimi - es ist ein Weckruf an das digitale Zeitalter, in dem die Macht über Leben und Tod per Mausklick ausgeübt werden kann. Die Folge endet übrigens ganz untypisch nicht mit der gewohnten Abspannmusik, sondern mit dem "Blumenduett" aus Delibes’ Oper "Lakmé" - ein Kontrast zur technoiden Bedrohung.