Schonungsloses Suchtdrama "Im Rausch" heute (29.09.2025) im ZDF

© ZDF/Oliver Vaccaro
Das ZDF strahlt heute (29.09.2025) um 20:15 Uhr einen Fernsehfilm aus, der unter die Haut geht: "Im Rausch". Das Werk von Regisseur und Drehbuchautor Mark Schlichter ist mehr als nur ein Drama; es ist ein eindringlicher Blick in den Abgrund der Alkoholsucht, der durch einen autobiografischen Kern eine erschütternde Authentizität erhält. Schlichter verarbeitete in diesem Film seine eigene jahrelange Abhängigkeit und den anschließenden, schweren Entzug - eine Tatsache, die jede Szene emotional auflädt. Das Suchtdrama "Im Rausch" ist auch über die ZDF Mediathek abrufbar.
Die Wahrheit, die brennt und zerstört
Im Zentrum der Geschichte steht Katja Weiss, eine leidenschaftliche und kämpferische Journalistin, grandios verkörpert von Friederike Becht. Katjas Leben gerät aus den Fugen, als ihr investigativer Artikel über skrupellose Miethaie aus wirtschaftlichen Gründen zensiert und nicht veröffentlicht wird. Diese Zensur trifft nicht nur ihre berufliche Integrität, sondern auch ihr Selbstwertgefühl zutiefst. Sie reagiert, wie es viele Süchtige tun: mit Wut, Alkoholkonsum und einem öffentlichen Ausfall. Ihre Chefin Simone Wagner (Anne Ratte-Polle), die zugleich ihre Partnerin ist, stellt Katja vor ein Ultimatum: sofortiger Stopp des Trinkens oder Kündigung.
Wütend räumt Katja ihr Büro und stürzt sich in eine Bar, wo sie auf Eddi Sommer (Hans Löw) trifft. Eddi ist ebenfalls am Tiefpunkt seiner beruflichen Existenz angelangt. Die Begegnung zweier verlorener Seelen entfesselt eine verhängnisvolle Dynamik. Was als leidenschaftliches Chaos beginnt, entwickelt sich schnell zu einer tragischen Spirale aus Alkohol, Liebe, Schmerz und sogar Gewalt.
Recherchen im Angesicht des Abgrunds
Der Film wäre bereits als Suchtdrama intensiv genug, doch er gewinnt durch eine clevere Wendung an Komplexität: Als Katja notgedrungen zustimmt, eine Entziehungskur anzutreten - eine Bedingung, um die Kündigung zurückzunehmen - fordert sie im Gegenzug, eine persönliche Reportage über Alkoholsucht schreiben zu dürfen. Diese Entscheidung führt zu einem faszinierenden Meta-Erzählstrang.
Friederike Becht, die sich intensiv auf die Rolle vorbereitete, indem sie mit Ex-Süchtigen sprach und einschlägige Literatur wie Drinking: A Love Story las, verleiht Katja eine verstörende Glaubwürdigkeit. Sie beginnt ihre Recherchen, interviewt Psychologen, Ärzte und Betroffene. Eine besonders bemerkenswerte Szene ist der Real-Life Cameo von Katrin Sass, die offen und ungeschminkt über ihre eigene langjährige Alkoholabhängigkeit spricht und damit eine tiefe emotionale Resonanz erzeugt.
Doch während Katja für ihre Reportage andere Süchtige befragt, gerät sie selbst immer tiefer in den Sog. Sie interviewt auch Eddi - und betrinkt sich dabei immer wieder mit ihm. Die Beziehung zu dem seit zwei Jahren trockenen Alkoholiker Eddi, der durch Katja wieder in alte Muster zurückfällt, zeigt die zerstörerische Kraft der Co-Abhängigkeit. Die beiden steuern blindlings auf einen tödlichen Abgrund zu, was den Film mit einer beklemmenden, fatalistischen Stimmung auflädt.
Mehr als nur ein Suchtfilm: Gesellschaftskritik pur
"Im Rausch" beschränkt sich nicht darauf, ein reines Suchtdrama zu sein. Der Film ist ein ungewöhnlich dichter Themenmix und liefert neben der Schilderung des Alkoholismus auch scharfe Gesellschaftskritik: Er beleuchtet den hohen Leistungsdruck im Berufsleben, thematisiert die fragile journalistische Integrität im Spannungsfeld von idealistischem Anspruch und wirtschaftlicher Realität und streift sogar die Frage nach sozialer Ungerechtigkeit.
Dieser Film ist eine erschreckend ehrliche und leidenschaftliche Auseinandersetzung mit der Sucht als Krankheit und als Ausdruck einer tiefen inneren Not. Dank der herausragenden Darsteller, insbesondere Friederike Becht und Hans Löw, und dem persönlichen Hintergrund des Regisseurs, ist "Im Rausch" ein Muss für all jene, die sich auf ein hochintensives, emotional forderndes und zutiefst menschliches Drama einlassen wollen. Er zeigt, dass der Rausch nicht nur eine Flucht ist, sondern oft der Beginn einer grausamen, gemeinsamen Zerstörung.