Tatort "Letzte Ernte": Erntehelfer tot. Glyphosat im Spiel. Lindholm mischt auf. - heute (26.10.2025) in der ARD

© NDR/Christine Schroeder
Die ARD strahlt heute (26.10.2025) um 20:15 Uhr den Hannover-Tatort "Letzte Ernte" aus und markiert damit das viel diskutierte Comeback von Kriminalhauptkommissarin Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) in ihrer ursprünglichen Rolle: als scharfsinnige Solo-Ermittlerin des LKA Hannover. Nach fünf Jahren im Göttinger Team ist Lindholm wieder allein unterwegs - eine bewusste Rückbesinnung auf das Konzept ihrer frühen, oft eigenwilligen Fälle.
Solokämpferin im Alten Land
Die Rückkehr an die alte Wirkungsstätte ist für Lindholm gleichbedienend mit einem Fall, der sie tief in die niedersächsische Provinz und ihre dunklen Geheimnisse führt. Schauplatz ist das Alte Land, eine Region, die für ihre Obstplantagen bekannt ist. Dort wird der rumänische Aushilfsbauer Victor enthauptet aufgefunden. Ein Szenario, das die Kommissarin sofort misstrauisch macht.
Der örtliche Polizist, Olaf Gerke (Ole Fischer), tendiert schnell zu der Erklärung, es müsse sich um einen tödlichen Arbeitsunfall mit einer Landmaschine handeln. Doch Lindholm will das nicht glauben. Die Frage, warum der Kopf fehlt, lässt ihr keine Ruhe. Da ein paralleler Großeinsatz des LKA alle verfügbaren Einsatzkräfte bindet, muss Charlotte Lindholm die Ermittlungen weitestgehend allein führen und ihrem Instinkt folgen.
Gift im Boden - Gift in der Familie
Kurzerhand mietet sich Lindholm in das Pensionszimmer des Biohofes ein, auf dem das Opfer Victor zuletzt gearbeitet hat. Diese Entscheidung verwandelt sie praktisch in eine norddeutsche Miss Marple mit LKA-Ausweis, die sich von innen an den Fall heranpirscht. Sie taucht nach und nach in das komplexe Psychogramm der Bauernfamilie Feldhusen ein und deckt dabei ein Netz toxischer Beziehungen untereinander auf.
Die Biobäuerin Marlies Feldhusen (Lina Wendel) steht ebenso im Fokus wie ihr Sohn Sven Feldhusen (Henning Flüsloh) und dessen Frau Frauke (Ronja Herberich), die den Hof entgegen aller Tradition nicht übernehmen wollen. Was hatte Marlies mit dem Opfer Victor zu tun? Und spielt in diesem Mordfall womöglich der im Dorf heiss diskutierte Einsatz von Pestiziden - man spricht von einer "Glyphosat-Mafia" - eine Rolle? Lindholm muss herausfinden, ob es sich wirklich nur um einen tödlichen Unfall handelte, oder ob die Enthauptung der traurige Höhepunkt eines menschlichen Dramas ist, das tief im Boden und in der Familie verwurzelt liegt.
Anspruch trifft auf dramaturgische Dürre
Der Film inszeniert Lindholms Comeback als bewusst nostalgisches Ereignis. Er spielt erzählerisch mit Motiven aus ihren frühen Fällen. Doch Kritiker bemängeln: Statt frischer Erzählkraft liefert der Tatort "Letzte Ernte" oft dramaturgische Dürre. Die Story um den toten Erntehelfer will bemüht sozialkritisch sein und wichtige gesellschaftliche Themen wie die Ausbeutung von Saisonarbeitern oder den Pestizidstreit behandeln, verliert sich aber in klischeehafter Symbolik und zähen Dialogen.
Maria Furtwängler spielt ihre Lindholm zwar routiniert, doch die gesamte Inszenierung bleibt leider blutleer. Der Fall bietet zu viel Pathos und moralischen Monolog im Krimi-Gewand, aber zu wenig echte Spannung. Das Comeback zur Solofrau ist zwar ein interessanter Ansatz, doch die Umsetzung verfehlt das Ziel. Wer heute Abend einschaltet, erlebt einen routinierten Fall, der relevant sein will, aber letztlich ein Erntedank für die Geduld der Zuschauer ist - mehr nicht.








