Michelle Hunziker, Jana Ina und Giovanni Zarrella sowie die Ehrlich Brothers übernehmen "Denn sie wissen nicht, was passiert"

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Die Nachricht, dass RTL sein langjähriges "Samstagabend-Trio" - bestehend aus den unangefochtenen Ikonen Thomas Gottschalk, Günther Jauch und Barbara Schöneberger - durch ein neues, überraschendes Ensemble ersetzt, schlägt in der Medienlandschaft hohe Wellen. Am 13. Dezember 2025 sollen Giovanni und Jana Ina Zarrella, Michelle Hunziker sowie die Ehrlich Brothers die Moderation der beliebten Show "Denn sie wissen nicht, was passiert" übernehmen. Doch was auf dem Papier nach einer frischen Brise klingt, riecht bei näherer Betrachtung eher nach einer eilig zusammengezimmerten PR-Panik und einem Kreativitäts-Notstand.
Der Charme des Chaos gegen die Casting-Notlösung
Das Erfolgsgeheimnis von "Denn sie wissen nicht, was passiert" lag stets im unerwarteten, authentischen Chaos und vor allem in der eingespielten Chemie zwischen Gottschalk, Jauch und Schöneberger. Sie sind Quotengaranten, deren Namen untrennbar mit dem deutschen Samstagabend-Fernsehen verbunden sind. Ihr Abschied hinterlässt nicht nur eine Lücke, sondern ein Vakuum.
Die nun präsentierte Nachfolge-Crew wirkt hingegen wie ein Promi-Restposten-Mix, der mehr auf Verfügbarkeit als auf konzeptionelle Eignung selektiert wurde. Man setzt auf bekannte Gesichter, deren Kombination jedoch kaum das nötige Feuerwerk zünden dürfte. Michelle Hunziker ist ohne Zweifel charmant und routiniert, leidet aber unter einer medialen Übersättigung. Ihre ständige Präsenz auf verschiedenen Kanälen mindert den Reiz des Besonderen, den der Samstagabend benötigt. Auch die Zarrellas, Giovanni und Jana Ina, sind ein solides, beliebtes Paar. Sie sind jedoch keine Show-Lokomotiven im Kaliber eines Jauch oder Gottschalks; ihre Stärke liegt in der Harmonie, nicht in der konfrontativen, spontanen Reibung, die die Sendung belebt. Die Ehrlich Brothers liefern zudem zwar beeindruckende Illusionen, aber keine Moderationskompetenz für ein chaotisches Quizformat. Ihre Einbindung wirkt wie der Versuch, mit einem Effekt-Feuerwerk von den eigentlichen Moderationsschwächen abzulenken.
Ein Titel als Programm-Strategie - oder Hilferuf?
Besonders brisant ist das Gerücht, dass ursprünglich Jörg Pilawa für die Nachfolge vorgesehen war und dann kurzfristig absagte. Dies verstärkt den Eindruck einer improvisierten Besetzungspolitik. RTL scheint nicht aus einer Position der Stärke, sondern unter Zeitdruck und Programmnöten gehandelt zu haben.
Wenn der Titel der Sendung - "Denn sie wissen nicht, was passiert" - auf einmal die Strategie der Programmplanung selbst zu beschreiben scheint, ist das kein mutiges Rebranding, sondern ein klarer Hilferuf der Sendeanstalt. Statt eine neue Ära einzuleiten, läuft RTL Gefahr, das Format durch eine Verzweiflungstat in die Beliebigkeit zu führen. Die Show lebt vom organisierten Chaos, aber wenn das Chaos bereits bei der Besetzung beginnt, ist der Absturz vorprogrammiert. Es bleibt abzuwarten, ob dieser riskante Mix aus Zweitverwertung und Casting-Notlösung das Erbe der Ikonen antreten kann - die Skepsis ist mehr als begründet.








