Aluhüte auf Abwegen: Marie Brand im Reich der Fantasten - heute (19.11.2025) im ZDF

© ZDF/Martin Valentin Menke
Das ZDF strahlt heute (19.11.2025) um 20:15 Uhr mit "Marie Brand und die Bedrohung vom anderen Stern" einen ungewöhnlichen Krimi aus. Der Titel mag nach Science-Fiction klingen, doch die 37. Folge der beliebten Krimireihe entführt uns in die allzu reale, beunruhigende Welt des Extremismus. Marie Brand (Mariele Millowitsch) und Jürgen Simmel (Hinnerk Schönemann) tauchen in einen Sumpf aus Wut, Hass und bizarren Verschwörungsmythen ein, der aktueller nicht sein könnte. "Marie Brand und die Bedrohung vom anderen Stern" ist auch über die ZDF Mediathek abrufbar.
Der rote Aufkleber und der tote Polizist
Die Geschichte beginnt denkbar unspektakulär: An einem gewöhnlichen Selbstbedienungs-Kartoffelstand am Straßenrand wird auf den Dienstwagen zweier Streifenbeamten geschossen. Ein kaltblütiger Anschlag, ausgeführt von einem maskierten Motorradfahrer, der einen Polizisten das Leben kostet. Von der anfänglichen Banalität des Tatorts - ein ländlicher Kartoffelstand - entwickelt sich rasch ein Fall von beklemmender politischer Brisanz.
Die überlebende Beamtin Tina Schmitz (Stephanie Kämmer) steht nach dem traumatischen Erlebnis unter Schock. Sie leidet an Amnesie und kann sich an nichts erinnern - bis auf ein einziges, scheinbar banales Detail: Ein roter Aufkleber klebte auf der Motocross-Maschine des Täters, das Logo eines Baumarktes. Aus der Dunkelheit der Erinnerungslücken wird ein irdischer, fast profaner Hinweis zum einzigen Hoffnungsschimmer. Kein UFO, kein Alien - nur der banale Baumarkt als Anker in einem Fall, der schnell ins Abstruse abdriften wird.
Das Reich aus dem verfallenen Schloss
Ein Selbstbekennerschreiben, das zunächst in die Richtung einer obskuren Terrorvereinigung weist, führt die Ermittler schnell in ein Milieu, das man kaum für möglich halten würde. Die Spuren führen zu einer sektiererischen Gruppe von Reichsbürgern. Diese haben sich in einem verfallenen Schloss am Kölner Stadtrand verschanzt, wo sie ihr eigenes, abgeschottetes "Reich" unter einem selbsternannten "Reichskanzler" (Guido Berger gespielt von Max Hopp) regieren.
Hier, in dieser skurrilen Gemeinschaft, trifft politischer Extremismus auf pure Esoterik. Die Gruppe glaubt an eine bizarre Melange von Verschwörungsmythen: an Reichsflugscheiben, eine außerirdische Herkunft der Menschheit und eine Verbindung zum fernen Planetensystem Aldebaran. Der Hass auf die sogenannte "Deutschland GmbH" eint diese verschrobene Truppe, zu der unter anderem auch Franziska Krings (Jeanette Hain) und Reimund Krings (Mitja Over) gehören, und dient als Nährboden für ihre Rachegefühle. Marie Brand (Mariele Millowitsch) und Jürgen Simmel (Hinnerk Schönemann) dringen immer tiefer in diese Parallelwelt ein, in der Wahnvorstellungen und realer Gewalthass eine gefährliche Symbiose eingehen. Unterstützt werden sie dabei von Dr. Engler (Thomas Heinze).
Die Kritik: Krimi mit Aluhut
Mariele Millowitsch als die intellektuelle Marie Brand und Hinnerk Schönemann als ihr bodenständiger Kollege Jürgen Simmel liefern gewohnt solide Leistungen ab. Die Dynamik des Duos funktioniert auch in dieser bizarren Umgebung reibungslos. Doch der Fall selbst wagt sich an ein heikles, wichtiges Thema - die Gefahr von Verschwörungsideologien - wird von der Kritik aber als seltsam zahm empfunden.
Trotz des bizarren, hochaktuellen Settings fehlt es der Folge an echtem Wagnis. Der satirische Biss, den diese Mischung aus Aluhut-Theorien und Gewaltfantasien verdient hätte, wird nur angedeutet. Der Plot bleibt dramaturgisch konventionell, die Inszenierung brav. Es ist ein Krimi mit Aluhut, dem letztlich der Mut zur echten Absurdität fehlt. Dennoch: Die Thematik des politischen Hasses, der in Radikalität und Anschlägen mündet, macht "Marie Brand und die Bedrohung vom anderen Stern" zu einem beunruhigenden Statement zur Gegenwart - auch wenn der ganz große, leidenschaftliche Funkenschlag ausbleibt.








