"Polizeiruf 110: Alles Lüge" heute (14.08.2025) im RBB: Ein Blick in die Abgründe der brandenburgischen Provinz

© rbb/Arnim Thomaß
Der RBB entführt uns heute (14.08.2025) um 20:15 Uhr mit der Wiederholung von "Polizeiruf 110: Alles Lüge" in ein ländliches Brandenburg, das fernab jeglicher Idylle liegt. Hauptmeister Horst Krause und Kriminalhauptkommissarin Johanna Herz (Imogen Kogge) müssen in einem Fall ermitteln, der sie in ein dichtes Geflecht aus Lügen, Misstrauen und verbitterter Dorfpolitik verstrickt. Dieser Film ist ein dunkles, atmosphärisches Meisterwerk, das mit grobkörnigen Bildern, verwaschenen Farben und ausgezehrten Gesichtern die soziale Trostlosigkeit der Provinz gnadenlos offenlegt. Eine düstere Stimmung, die durch die tragische Realität des Amoklaufs von Winnenden, der sich kurz vor den Dreharbeiten ereignete, leider eine schmerzhafte Bestätigung fand.
Ein Mord, der die Fassade bröckeln lässt
Als der Unternehmer Herbert Marstein (Joachim Nimtz) tot in seinem Büro aufgefunden wird, scheint zunächst alles auf einen Raubmord hinzudeuten. Doch Kommissarin Johanna Herz, die eigentlich einen privaten Abend geplant hatte, merkt schnell, dass in diesem Fall nichts so ist, wie es scheint. Krause fällt auf, dass Marsteins Hund verschwunden ist, während ein Zeuge einen polnischen Lieferwagen gesehen haben will. Das ganze Dorf war Marstein ohnehin feindlich gesinnt, da er polnische Handwerker statt einheimischer Firmen beauftragen wollte - ein Detail, das die gesellschaftliche Unsicherheit und die wirtschaftlichen Spannungen der Gegend schonungslos aufzeigt. Die Einwohner, skurrile Figuren zwischen Schießstand und Stammtisch, holen sich hier ihre Daseinsberechtigung zurück, und jeder scheint ein Motiv zu haben.
Die Ermittlungen führen Herz und Krause zu Marsteins Sohn Florian (Tobias Schenke), der überraschend ins Dorf zurückgekehrt ist und sich schnell unter Verdacht stellt. Doch die Spur führt die Kommissare immer tiefer in die menschlichen Abgründe. Krause findet mit Veras Hilfe den vermissten Hund, erschossen mit einer uralten Waffe aus dem Zweiten Weltkrieg, was zu einem der Dorfjugendlichen führt. Die wahre Wende aber kommt bei der Testamentseröffnung: Marstein hat nicht etwa seinem leiblichen Sohn, sondern Max König (Raúl Semmler), dem Sohn des Bürgermeisters Ulrich König (André Hennicke), alles vererbt. Die Wahrheit kommt ans Licht: Marstein ist Max’ leiblicher Vater, und als er drohte, dieses Geheimnis zu lüften, hat ihn Max’ Mutter Erika König (Julia Jäger) im Affekt erschossen.
Zwischen persönlichem Schicksal und professioneller Distanz
Neben den Mordermittlungen zeichnet der Film auch ein bewegendes Bild von Kommissarin Herz’ persönlichem Schicksal. Sie muss erkennen, dass ihr Lebensgefährte Robert Beck (Peter Prager), ein vielreisender Buchautor, eine Geliebte hat. Ihre Abwesenheit hat eine Leere geschaffen, die er nicht ertragen konnte. Schweren Herzens zieht Herz die Konsequenzen und trennt sich von ihm. So spiegelt der Film nicht nur die gesellschaftlichen Probleme der Provinz wider, sondern auch das private Leid der Hauptfigur, die in einer Welt voller Lügen und Verrat versucht, die Wahrheit zu finden. "Polizeiruf 110: Alles Lüge" ist ein packender, melancholischer Krimi, der nicht nur einen spannenden Fall präsentiert, sondern auch eine tiefe emotionale Resonanz erzeugt und lange nachwirkt.