Warum "Die Akte General" kein Geschichtsunterricht, sondern ein packender Thriller ist

© SWR/UFA FICTION/Hardy Brackman
Heute (20.08.2025) um 20:15 Uhr zeigt die ARD noch einmal den Fernsehfilm "Die Akte General". Wer hier eine trockene Geschichtsstunde erwartet, liegt falsch. Regisseur Georg Maas und Drehbuchautor Alexander Buresch gelingt das Kunststück, aus einem komplexen, historischen Stoff einen atemlosen Spionage-Thriller zu schaffen, der die Zuschauer von der ersten bis zur letzten Minute in den Bann zieht. Im Mittelpunkt steht der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer, ein Mann, der den Kampf gegen das Vergessen und die Straflosigkeit von NS-Verbrechen zu seiner Lebensaufgabe gemacht hat - und sich dabei in einer Bundesrepublik der späten 50er Jahre wiederfindet, die von Alt-Nazis und Vertuschungsstrategien durchsetzt ist. Der Fernsehfilm "Die Akte General" ist auch über die ARD Mediathek abrufbar.
Ein Alleingänger gegen die Republik
Der Film beleuchtet vor allem die mutige und riskante Aktion Bauers, der sich an den israelischen Geheimdienst Mossad wendet, um den in Argentinien untergetauchten Adolf Eichmann aufzuspüren. Es ist ein Akt des Misstrauens gegenüber der eigenen Justiz und Politik, die in den Augen Bauers entweder unfähig oder schlicht unwillig sind, die Täter der Vergangenheit zur Rechenschaft zu ziehen. Ulrich Noethen verkörpert diesen aufbrausenden und unbequemen Charakter mit einer beeindruckenden Intensität. Er zeigt einen Mann, der nicht nur gegen äußere Widerstände kämpft, sondern auch mit seinem eigenen Temperament ringt. Ein Einzelkämpfer, der sich mit feindseligen Politikern, undurchsichtigen Nachrichtendiensten und einer Justiz, die lieber wegschaut, anlegt.
Paranoia und packende Inszenierung
Die Erzählung ist gespickt mit fiktiven, aber hochwirksamen Details. So führt Bauers engster Mitarbeiter Joachim Hell, gespielt von David Kross, einen geheimen Aktenordner über seinen Chef - ein symbolträchtiges Bild für die allgegenwärtige Paranoia und das Misstrauen im Nachkriegs-Deutschland. Die Geschichte verknüpft dabei zwei Welten: die juristischen Scharmützel in den Amtsstuben Deutschlands und die nervenaufreibende Jagd auf Eichmann in den Weiten Argentiniens. Die Szenen in der Steppe sind wie ein Western inszeniert - staubig, spannungsgeladen und mit einem deutlichen moralischen Unterton, der die Zuschauer nicht loslässt.
Der Film zeigt, wie Fritz Bauer die Verhaftung Eichmanns durch den Mossad in Gang setzt und danach nicht locker lässt. Er versucht, mithilfe der Vernehmungsakten ein Verfahren gegen den Kanzleramtschef Hans Globke anzustrengen - ein direkter Angriff auf das Herz der Regierung Adenauer. Die Auseinandersetzung mit Globke, gespielt von Bernhard Schütz, verdeutlicht, wie tief die Verstrickungen der alten Nazi-Seilschaften in der neuen Bundesrepublik noch waren. Der Film ist somit nicht nur die packende Geschichte eines Einzelnen, sondern auch ein Spiegelbild der Schwierigkeiten, mit denen sich die junge Demokratie damals konfrontiert sah.
"Die Akte General" ist ein Plädoyer für Zivilcourage und ein bemerkenswertes Stück Fernsehen, das zeigt, dass wahre Heldentaten oft im Stillen und gegen alle Widerstände vollbracht werden. Eine absolute Empfehlung für alle, die spannende Unterhaltung mit historischer Relevanz schätzen.