Ein Feuerwerk am Flügel: Yuja Wangs Wiener Klavierabend heute (25.10.2025) auf 3sat

© ZDF/ORF/C Major/Julia Wesely
Auf 3sat läuft heute Abend (25.10.2025 um 20:15 Uhr) die Aufzeichnung des Klavierabends mit Yuja Wang aus dem Grozer Saal des Konzerthauses Wien. Die chinesische Pianistin Yuja Wang ist von den großen Bühnen dieser Welt nicht mehr wegzudenken. Sie gilt als eine der faszinierendsten Erscheinungen der klassischen Musikszene, deren Spiel technische Brillanz und eine schier unendliche Emotionsbreite zeigt. Der Mitschnitt dieses Abends vom April 2022 gibt einen tiefen Einblick in das unglaubliche Interpretationsspektrum der in Peking geborenen Virtuosin, deren Karriere schon in jungen Jahren begann - bereits als 14-Jährige nahm Yuja Wang ihr Musikstudium in Toronto auf.
Meisterwerke und Entdeckungen
Yuja Wangs Programm ist eine kühne und spannende Mischung aus Standardrepertoire und reizvollen Entdeckungen. Im Großen Saal des Konzerthauses Wien präsentiert sie nicht nur zentrale Werke der Klavierliteratur, sondern beweist auch Mut zur Nische. Zu hören sind kraftvolle Stücke von Isaac Albéniz, dem spanischen Meister des Klaviers, der für seine farbenreichen und rhythmisch komplexen Werke bekannt ist. Daran schließt sich Musik von Alexander Skrjabin an, dessen spätromantische bis mystische Tonsprache immer wieder neue Klangfarben freisetzt. Ein Pfeiler des Abends ist natürlich Ludwig van Beethoven, dessen Werke in Wangs Händen eine spannungsgeladene Frische erfahren.
Zwischen Ligeti und Kapustin - Ein interpretatorischer Spagat
Die wahre Stärke der Pianistin zeigt sich jedoch in der Einbindung teils weniger bekannter, aber hochkarätiger Werke. Yuja Wang nimmt das Publikum mit auf eine Reise zu den anspruchsvollen, mikrotonalen und rhythmisch vertrackten Etüden von György Ligeti, die absolute technische Souveränität erfordern. Im direkten Kontrast dazu stehen die jazzig-funkigen Kompositionen von Nikolai Kapustin, einem Meister der Fusion von klassischer Form und improvisationsähnlichem Schwung. Diese Kombination unterstreicht die intellektuelle Durchdringung und die stilistische Vielseitigkeit der Künstlerin. Sie meistert den Spagat zwischen den Epochen und Stilen mit einer scheinbaren Leichtigkeit, die nur wahre Meisterschaft erzeugt.
Die Kunst der Zugabe
Den Abschluss des offiziellen Programms zelebriert Yuja Wang gewohnt virtuos, doch das wahre Highlight für viele sind die Zugaben. Die Pianistin nutzt diesen Teil des Abends als musikalische Zeitreise, die von Christoph Willibald Gluck - einem Giganten der Operngeschichte - bis zu den minimalistischen Klängen von Philipp Glass reicht. Es sind diese ungeplanten, aus dem Moment geborenen musikalischen Geschenke, die ihre technische Souveränität und interpretatorische Raffinesse in Reinkultur zeigen. Trotz der atemberaubenden Geschwindigkeit und Präzision, mit der Yuja Wang die schwierigsten Passagen bewältigt, büßt ihr Spiel niemals an emotionaler Tiefe ein. Der Klavierabend aus Wien ist somit nicht nur ein Beweis ihrer überragenden Fähigkeiten, sondern auch eine leidenschaftliche Liebeserklärung an die gesamte Klavierliteratur. Ein Muss für jeden Musikliebhaber.








