Helen Dorn auf der Suche nach Gerechtigkeit: "Schuld und Sühne" heute (01.11.2025) im ZDF

© ZDF/Georges Pauly
Das ZDF lädt heute (01.11.2025) zur besten Sendezeit um 20:15 Uhr zu einem neuen Samstagskrimi ein. Kriminalhauptkommissarin Helen Dorn (Anna Loos) ermittelt in der Episode "Schuld und Sühne". Der Titel ist eine direkte, literarisch gewichtige Anspielung auf Dostojewskis Roman - und genau diese moralische und philosophische Schwere zieht sich durch den Fall. Statt einfacher Tätersuche erwartet die Zuschauer ein düsteres Psychodrama, das Themen wie Klimapolitik und moralische Verantwortung direkt in die mondäne Welt Hamburgs trägt. "Schuld und Sühne" aus der Reihe "Helen Dorn" ist auch über die ZDF Mediathek abrufbar.
Mord mit archaischer Waffe in mondäner Umgebung
Der Fall beginnt in einer vornehmen Villa am Stadtrand von Hamburg, als Helen Dorn und ihr Team zu einem prominenten Tatort gerufen werden. Der Tote ist John Kammgaardt, der schwerreiche Chef der Industrie- und Handelskammer und weltweit aktive Unternehmer im Energiesektor. Die Art des Mordes ist ungewöhnlich und verleiht dem Krimi sofort eine archaische Note: Kammgaardt wurde auf seinem großzügigen Anwesen von einem Pfeil eines Jagdbogens getötet. Eine Mordwaffe, die man im deutschen TV-Krimi nur selten sieht und die den Fall sogleich aus dem üblichen Schusswaffen-Schema heraushebt. Ralf Bauer (John Kammgaardt) spielt das Opfer mit einer Mischung aus Extravaganz und Sarkasmus, wodurch dem Toten eine ungewöhnlich lebendige Präsenz zuteilwird.
Der gläubige Bogenschütze mit KSK-Vergangenheit
Die erste Spur führt Helen Dorn zu einem Hauptverdächtigen mit einem spannenden und widersprüchlichen Charakterprofil: Sasha Jellinek. Jellinek ist ein kampferprobter ehemaliger KSK-Soldat und passionierter Bogenschütze. Nach dem Ausscheiden aus dem Militär arbeitete er für Kammgaardt als Sicherheitschef - bevor er vor zwei Jahren abrupt kündigte und sich zurückgezogen auf einem Campingplatz an der Elbe niederließ, wo er sich scheinbar ganz dem Glauben und seiner Gemeinde verschrieb. Ein Überwachungsvideo zeigt Jellinek und Kammgaardt kurz vor dem Tod des Unternehmers in einem heftigen Streit. Der Mann (Sebastian Hülk) kommt in U-Haft, doch die LKA-Ermittlerin Dorn und ihr Vorgesetzter Nedjo Kristic (Stipe Erceg) haben Zweifel, da der Verdacht fast schon zu perfekt passt. Unter dem Druck von Kristic, der schnelle Ergebnisse angesichts der politischen Tragweite des Falles sehen will, beginnt Dorn tiefer zu graben.
Wenn die Witwe ein Alibi liefert
Der Fall nimmt eine erste überraschende Wendung, als ausgerechnet die Witwe des Toten, Irina Kammgaardt (Masha Tokareva), dem inhaftierten Jellinek ein Alibi verschafft. Dies zwingt Dorn, ihre Ermittlungen in eine neue Richtung zu lenken, weg von der offensichtlichen Täter-Opfer-Konstellation. Der Mord am IHK-Chef, der mit der Entwicklung von Speichermedien für erneuerbare Energien die Energiewende vorantreiben wollte, verwebt sich immer stärker mit gesellschaftskritischen Themen. Es geht um Unternehmensinteressen, Klimapolitik und Umweltproteste - Stoff für politische und moralische Reflexionen.
Ein Krimi mit Stil, Haltung und Ambition
Lohnt sich das Einschalten? "Helen Dorn - Schuld und Sühne" inszeniert sich als anspruchsvolles Werk, das mehr sein will als ein gewöhnlicher Kriminalfall. Es ist ein düsteres Psychodrama, in dem Anna Loos als Helen Dorn gewohnt souverän agiert. Die Ambition, gesellschaftliche Debatten aufzugreifen, ist lobenswert. Allerdings verliert die Inszenierung dabei streckenweise ihren kriminalistischen Fokus. Die Mordwaffe Jagdbogen wirkt zwar originell, aber auch etwas konstruiert, und die Figur des Ex-Soldaten auf dem Campingplatz scheint eher aus einem Drehbuchbaukasten entnommen, als wirklich tiefgehend entwickelt. Der Krimi bietet Stil und Haltung, doch die Ermittlungen wirken bisweilen wie ein Nebenschauplatz in einem größeren Drama über Moral, Reue und gesellschaftliche Verantwortung. Wer einen Samstagabend-Krimi mit gehobenem Anspruch und nachdenklichem Ton sucht, sollte einschalten - auch wenn das Ergebnis mehr verspricht, als es am Ende liefern kann.








