Heute (08.10.2025) ARD Themenabend mit Polizeithriller "Die Nichte des Polizisten" und Doku "Warum starb Michèle Kiesewetter?"

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Die ARD beleuchtet heute (08.10.2025) mit einem Themenabend das düstere Zusammenspiel von Staatsmacht und Extremismus. Um 20:15 Uhr strahlt DasErste den intensiven Polizeithriller "Die Nichte des Polizisten" aus, ein Film, der sich traut, in die tiefen Schatten der deutschen Sicherheitsbehörden zu blicken. "Die Nichte des Polizisten" ist auch über die ARD Mediathek abrufbar. Passend dazu läuft im Anschluss ab 21:45 Uhr die Dokumentation "Warum starb Michèle Kiesewetter?", welche ebenfalls über die ARD Mediathek gestreamt werden kann.
Die Wahrheit, die weh tut: Ein Thriller im Sog des Rechtsextremismus
Der Film, inszeniert von Dustin Loose nach einem Drehbuch von Rolf Basedow, Nicole Armbruster und Gabriela Sperl, ist weit mehr als nur ein spannender Kriminalfall. Er ist eine leidenschaftliche Auseinandersetzung mit der Verwundbarkeit der Demokratie von innen heraus und dem Mut junger Menschen, sich dem gefährlichsten Feind entgegenzustellen: dem Feind in den eigenen Reihen. Die Handlung ist lose an den Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter im Jahr 2007 angelehnt, doch der Film entwickelt aus dieser düsteren Realität eine eigenständige, fiktive Geschichte über Loyalität, Ehrgeiz und Verrat.
Im Zentrum steht die ehrgeizige, 23-jährige Rebecca Henselmann (Magdalena Laubisch), eine Anwärterin in einer baden-württembergischen Polizei-Spezialeinheit. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Christoph Laurin (Max von der Groeben) wird sie zu Höchstleistungen angetrieben und in verdeckte Operationen gegen Drogen- und Waffenhandel geschickt. Rebecca ist hochmotiviert, angeleitet von ihrem Ausbilder Lars Menke (Nils Strunk), doch bald zerbricht die Illusion des sauberen Dienstes. Sie wird Zeugin von Machtmissbrauch und trifft auf rechtsradikale Einstellungen, die nicht am Rand der Gesellschaft enden, sondern bis in die Reihen der Polizei hineinreichen.
Zwischen Korpsgeist und Gewissen
Rebecca hat bereits in ihrer Thüringer Heimat durch den Polizisten Werner Barth (Thorsten Merten) die Verstrickungen von Rechtsextremen in staatliche Strukturen kennengelernt. Dieses Vorwissen macht sie zu einer besonders wachsamen, aber auch gefährdeten Figur. Der Film schildert eindrücklich, wie die junge Polizistin in einen Strudel aus organisierter Kriminalität und extremer Rechter gerät, deren Verbindungen teilweise bis in ihre eigene Einheit reichen. Das Wissen um diese toxische Gemengelage wird ihr zur tödlichen Bedrohung.
"Die Nichte des Polizisten" ist ein beklemmender Polizei-Thriller, der seine Spannung weniger aus Action als aus der psychologischen Enge und dem moralischen Dilemma seiner Protagonisten zieht. Er beleuchtet das komplexe Spannungsfeld zwischen der Treue zur Uniform und dem Eid auf die Verfassung und stellt die quälende Frage, wem man noch vertrauen kann, wenn der Feind die gleiche Dienstwaffe trägt.
Der Blick in die Realität: "Warum starb Michèle Kiesewetter?"
Die ARD setzt diesen thematisch schweren Abend um 21:45 Uhr mit der Doku "Warum starb Michèle Kiesewetter?" fort, die den fiktiven Film in der grausamen Realität verankert. Die Polizistin Michèle Kiesewetter wurde 2007 mitten am Tag in Heilbronn erschossen, ein Verbrechen, dessen Untersuchung zu den aufwendigsten in der deutschen Kriminalgeschichte zählt, das aber dennoch offene Fragen hinterließ.
Die ungeklärte Motivation des NSU
Die Dokumentation beleuchtet den Mord an der 22-jährigen Polizistin und ihrem Kollegen Martin A., der ebenfalls schwer verletzt wurde. Jahre später stellte sich heraus, dass die Tat auf das Konto des rechtsextremen Terrornetzwerks NSU ging. Dieses hatte zuvor bereits neun rassistische Morde begangen. Doch warum schoss der NSU dieses Mal auf Polizisten? Hier liegt der Kern der anhaltenden Spekulationen: Es muss ein anderes Motiv geben als reinen Rassenhass. Die Doku geht der quälenden Frage nach, die bis heute im Raum steht: Warum starb Michèle Kiesewetter?
Der Film begibt sich auf Spurensuche in den Unterlagen der Untersuchungsausschüsse und prüft Indizien, die über das offizielle Täterwissen hinausgehen. Eine zentrale Stimme der Doku ist der Ex-Polizist Peter F. Er war Kriminaloberkommissar in der Soko "Parkplatz" und machte die Aufklärung des Falles zu seinem Lebensinhalt. Er spricht in der Dokumentation erstmals vor einer Fernsehkamera über den Fall, der ihn nie wieder losgelassen hat. Die Kombination aus Spielfilm und Doku verspricht einen aufwühlenden und wichtigen Fernsehabend, der das Publikum zur kritischen Auseinandersetzung mit den dunkelsten Kapiteln der jüngeren deutschen Geschichte zwingt.