In Erinnerung an Uwe Kockisch: "Donna Leon" mit Commissario Brunetti im Doppelpack heute (25.12.2025) im rbb

© BR/ARD Degeto/Martin Menke
Abschied nehmen von einer Legende des deutschen Fernsehens bedeutet heute am 1. Weihnachtsfeiertag vor allem, noch einmal in die melancholische Welt der Lagunenstadt einzutauchen. Uwe Kockisch, der als Commissario Guido Brunetti eine ganze Ära prägte, ist verstorben, und ihm zu Ehren zeigt der rbb heute (25.12.2025) ab 21:45 Uhr gleich zwei seiner stärksten Fälle. Uwe Kockisch verlieh der Figur des venezianischen Ermittlers eine unverwechselbare Mischung aus stoischer Ruhe, intellektueller Schärfe und tiefer Menschlichkeit, die weit über das übliche Krimi-Maß hinausging. Mit seinem Tod verliert das Publikum einen Charakterdarsteller, der das Kunststück vollbrachte, einen deutschen Krimi so authentisch in Italien zu verwurzeln, dass man zeitweise vergaß, dass die Produktion aus Berlin stammte. Zum Gedenken an diesen großartigen Mimen kehren wir heute Abend zurück nach Venedig, beginnend mit der Episode "Donna Leon - Sanft entschlafen".
Tödliche Frömmigkeit hinter Klostermauern
Ein düsteres Geheimnis überschattet den ersten Fall des Abends, als die junge Nonne Maria Testa (Franziska Petri) den Commissario um Hilfe bittet. Brunetti kennt sie als liebevolle Pflegerin seiner eigenen Mutter im Altenheim St. Leonardo, doch die Vorwürfe, die sie erhebt, sind ungeheuerlich: Fünf kerngesunde Patienten seien dort binnen kurzer Zeit verstorben. Was zunächst wie die Paranoia einer besorgten Seele wirkt, gewinnt schlagartig an Gewicht, als Maria von einem Bus überfahren wird und schwer verletzt ins Koma fällt. Brunetti, der seine Mutter sicherheitshalber in der eigenen Wohnung einquartiert, stößt bei seinen Nachforschungen auf die religiöse Geheimorganisation "Opera Pia" und den zwielichtigen Pater Pio (Gottfried John). Während Vice-Questore Patta (Michael Degen) wie gewohnt aus Angst vor kirchlicher Einmischung die Ermittlungen behindert, entlarvt Brunetti mit Unterstützung der findigen Signorina Elettra (Annett Renneberg) ein Netz aus Erbschleicherei und religiösem Fanatismus.
Wenn die Flut das Verbrechen an die Oberfläche spült
Direkt im Anschluss, um 23:15 Uhr, zeigt der rbb mit "Donna Leon - Acqua Alta" einen der atmosphärisch dichtesten Filme der Reihe. Venedig versinkt im Hochwasser, die Heizungen streiken, und Brunetti muss sich um die amerikanische Archäologin Brett Lynch (Leslie Malton) kümmern, die in ihrer Wohnung brutal zusammengeschlagen wurde. Was die Polizei zunächst für einen Raubüberfall hält, entpuppt sich als Versuch, eine großangelegte Kunstfälschung zu vertuschen. Kostbare chinesische Vasen wurden gegen Imitate ausgetauscht, und die Spur führt direkt zum Museumsdirektor Semenzato (Hanns Zischler) und in die Kreise der organisierten Kriminalität. In den kalten, nassen Gassen der Stadt muss Brunetti erkennen, dass Kunst nicht nur schön, sondern für manche Sammler auch wertvoller als ein Menschenleben ist.
Ein Ermittler, der bleibt
Diese beiden Klassiker verdeutlichen noch einmal, warum Uwe Kockisch die Idealbesetzung für diese Rolle war. Er agierte nie als harter Actionheld, sondern als nachdenklicher Familienvater, der lieber bei einem Glas Weißwein und einem guten Essen mit seiner Frau Paola (Julia Jäger) über die Ungerechtigkeit der Welt philosophierte, als die Waffe zu ziehen. Die hochkarätige Besetzung mit Größen wie Tilo Prückner, Suzanne von Borsody oder Rolf Hoppe unterstreicht die Qualität dieser Verfilmungen, bei denen Venedig stets mehr war als nur eine Kulisse. Wenn heute Abend die Gondeln durch die nächtlichen Kanäle gleiten, ist das kein bloßer Krimi-Abend, sondern eine leidenschaftliche Verbeugung vor Uwe Kockisch, dessen Brunetti uns als moralischer Kompass in einer korrupten Welt für immer in Erinnerung bleiben wird.








