Musik, Mauern, Mord: München-Tatort "Das Wunderkind" heute (18.11.2025) im BR Fernsehen

© BR/Sappralot Productions GmbH/Hendrik Heiden
Ein tief menschliches Drama, verpackt in einen brutalen Kriminalfall, entfaltet sich in der Wiederholung des München-Tatorts "Das Wunderkind" heute Abend (18.11.2025) um 20:15 Uhr im BR Fernsehen. Manchmal sind die Mauern, die einen einschließen, nicht aus Beton, sondern aus Verzweiflung, Schuld und unerfüllter Liebe. Die erfahrenen Kommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) tauchen in die beklemmende Welt einer Justizvollzugsanstalt ein, wo die Regeln des Alltags und die des Überlebens sich tödlich vermischen.
Der Tod in der Zelle - Ein Geflecht aus Abhängigkeit und Hass
Der Anlass der Ermittlungen ist grausam und deutlich: Roland Gumbert (Ralph Herforth), ein Insasse, wird in der Duschkabine erstochen, ein Stich direkt in die Halsschlagader. Niemand in der JVA scheint diesen Verlust zu bedauern, außer seinem Geliebten Martin Liebeck (Merlin Leonhardt). Gumbert, der Kopf einer berüchtigten Clique, hatte sich mit den anderen Häftlingen angelegt und ein komplexes System der Abhängigkeit und Feindschaft gesponnen. Die Münchner Ermittler stehen vor einer schier unlösbaren Aufgabe, denn in dieser Welt der Haft herrscht das Gesetz des Schweigens. Keiner der Mithäftlinge hat ein Interesse daran, mit der Polizei zu kooperieren. Um dem Geflecht aus Günstlingen, Rivalen und Schuldnern auf die Spur zu kommen, richten Batic und Leitmayr ihre Zentrale in der JVA-Bibliothek ein - ein Ort der stillen Beobachtung im lauten Kosmos der Verzweifelten.
Ein Herz für einen Jungen - Leitmayrs emotionaler Draht
Mitten in diesem Sumpf aus Kriminalität ragt das Schicksal eines Mannes heraus: Dieter Scholz (Carlo Ljubek), ein Kfz-Mechaniker, der wegen Autodiebstahls einsitzt und kurz vor seiner Entlassung steht. Seine Vorfreude auf ein Wiedersehen mit seinem Sohn Ferdinand (Phileas Heyblom) wird jedoch von einer erschütternden Realität überschattet. Ferdinand, der die letzten fünf Jahre bei den Pflegeeltern Georg (Lasse Myhr) und Viola Seiffert (Sarah Bauerett) aufwuchs, hat sich zu einem Klavier-Wunderkind entwickelt. Für den Jungen ist sein leiblicher Vater ein Fremder, die Liebe zu seinen Pflegeeltern und zur Musik ist stärker. Kommissar Leitmayr, dessen eigene Kindheit von einem gewalttätigen Vater überschattet war, fühlt sich dem Jungen auf tragische Weise verbunden. Er plädiert dafür, Ferdinand die Entscheidung über sein zukünftiges Leben zu überlassen. Doch Scholz holt seinen Sohn direkt nach seiner Entlassung ab, verweigert ihm das geliebte Klavier und ersetzt es durch ein kaltes Keyboard, das der sensible Junge strikt ablehnt. Das Scheitern dieser Wiedervereinigung und die Traurigkeit des Kindes gehen Leitmayr tief unter die Haut.
Doppelter Mord und die verschwundenen Bänder
Die Ermittlungen geraten ins Stocken, als die Videoaufnahmen aus dem Sport- und Duschbereich - dem Tatort - spurlos verschwinden. Hat der IT-versierte Mithäftling Kevin Schneider (Alexander Martschewski) hier einem der Insassen einen Gefallen getan? Die Spur verdichtet sich, als ein Häftling aussagt, Scholz kurz vor Gumberts Tod in der Dusche gesehen zu haben. Doch bevor die Kommissare Scholz befragen können, liegt dieser selbst erstochen am Boden seiner Wohnung. Die anfänglichen Indizien deuten auf Kevin Schneider als Gumberts Mörder. Der junge Häftling gesteht schließlich, Gumbert aus Notwehr erstochen zu haben, da dieser ihn schon am ersten Tag vergewaltigt hätte. Doch das Netz der Gewalt reißt nicht ab: Kurz nach seiner Verlegung in eine andere Einrichtung wird Schneider dort niedergestochen.
Das zweite Geständnis kommt von Martin Liebeck, dem Geliebten des ersten Opfers Gumbert. Überzeugt davon, dass Scholz seinen Mann auf dem Gewissen hatte, stach er aus Rache zu. Die Kommissare vermuten jedoch mehr als nur einen einzigen Stich. Am Ende des Falls bleibt die erschütternde Vermutung, dass die wahre Gewalt näher war, als gedacht: Leitmayr ist sich sicher, dass der traumatisierte Ferdinand, der nun wahrscheinlich zu den Seifferts zurückkehren darf, in einem Wutanfall nachträglich auf den am Boden liegenden Vater Scholz eingestochen hat.
Der München-Tatort "Das Wunderkind" liefert düstere Einblicke in menschliche Abgründe und die zerbrechliche Psyche eines hochbegabten Jungen, der zwischen zwei Welten zerrissen wird. Trotz kleinerer dramatischer Schwächen in der Inszenierung bietet der München-Tatort "Das Wunderkind" fesselnde Unterhaltung und eine tief bewegende Geschichte.








