Psychische Not trifft Nachbarschaftshilfe: "Tiefwassertaucher unterm Dach" heute (19.11.2025) in der ARD

© MDR/ORF/Fabio Eppensteiner
Der Film "Tiefwassertaucher unterm Dach" - heute (19.11.2025) um 20:15 Uhr in der ARD - ist weit mehr als eine Tragikomödie; er ist eine herzliche Verneigung vor der unerschütterlichen Kraft des menschlichen Zusammenhalts. Das poetische, rätselhafte Film-Juwel feiert seine deutsche Free-TV-Premiere und überrascht mit einem Titel, der die seelische Verfassung seiner Hauptfigur Annie Breuer (Martina Ebm) treffender nicht beschreiben könnte. Obwohl sie im obersten Stockwerk eines alten Wiener Mietshauses lebt, fühlt sich Annie oft wie eine Tiefwassertaucherin - gefangen in einer stillen, dunklen Welt, während über ihr die Oberfläche des Alltags funkelt und unerreichbar scheint. Der Fernsehfilm "Tiefwassertaucher unterm Dach" ist auch über die ARD Mediathek abrufbar.
Wenn der Schatten über die Seele fällt
Annie Breuer ist Mitte 30 und alleinerziehende Mutter. Sie versucht, das Leben, ihre Kinder und die diversen Hürden des Alltags zu meistern, doch die Last wiegt schwer. Manchmal, so empfindet es Annie, liegt ein dunkler Schatten über ihrem Gemüt und der gesamten Welt. Der Film nähert sich dem ernsten Thema psychischer Überforderung mit einer bemerkenswerten Sensibilität und ohne die übliche Pathologisierung. Ein zentraler Konflikt ist Annies vehemente Ablehnung einer stationären psychiatrischen Behandlung, ein realistischer Widerstand gegen die Etikettierung und das Gefühl des Ausgeliefertseins.
Regisseur Rupert Henning inszeniert die Geschichte trotz der ernsten Thematik als märchenhafte Tragikomödie. Es ist eine Gratwanderung zwischen Drama und leiser Komik, die stets von einer tiefen Wärme getragen wird. Besonders beeindruckend ist die Darstellung der Kinder Lena Breuer (Ariana Stöckle) und Tino Breuer (Leopold Pallua). Was als Geschichte über Annie beginnt, wird schnell zu ihrem Triumph. Denn als es fast so aussieht, als könne Annie ihre Pflichten als Mutter nicht länger erfüllen, entwickeln sich die Geschwister zu den eigentlichen Helden der Erzählung. Sie übernehmen Verantwortung, sie wachsen über sich hinaus und sind es, die das fragile Familiengefüge mit beängstigender Reife zusammenhalten.
Das Mietshaus als rettendes Dorf
Der Film beweist das alte Sprichwort, dass man ein ganzes Dorf braucht, um ein Kind großzuziehen - in diesem Fall eben ein Wiener Mietshaus. Die eigentliche, heimliche Heldin der Geschichte ist die Hausgemeinschaft selbst. Die Nachbarn - darunter der mögliche Partner Richard Tomek (Hanno Koffler), Saba Abun (Safira Robens), Anoush Kamrani (Neda Rahmanian) und Gustav Fiala (Rainer Egger) - wachsen im Angesicht der Krise zusammen. Sie springen ein, wo der Staat oder die Institutionen versagen, helfen mit pragmatischer Herzlichkeit und zeigen, dass Solidarität im Alltag keine Floskel sein muss.
Diese stillen Beobachtungen, die auf dramatische Zuspitzung verzichten, machen den Film so nachhaltig. "Tiefwassertaucher unterm Dach" gelingt das seltene Kunststück, ein schweres Thema mit Leichtigkeit zu erzählen, ohne es zu banalisieren. Der Film ist ein Plädoyer für Mitmenschlichkeit und dafür, dass psychische Krisen nie nur individuelle, sondern immer auch soziale Herausforderungen sind. Mit vereinten Kräften, das ist die Botschaft dieser tiefgründigen Geschichte, kommt man einfach besser über die Hindernisse, die das Schicksal für uns bereithält. Einschalten lohnt sich, denn: Menschen ohne Humor sind wie ein Haus mit ungeputzten Fenstern - und dieser Film hat Fenster zum Herzen.








