Cottbuser Schatten: "Polizeiruf 110: Hermann" gräbt in der Vergangenheit heute (23.07.2025) auf 3sat

© ZDF/rbb/Maor Waisburd
3sat wiederholt heute (23.07.2025) um 20:15 Uhr einen Brandenburger "Polizeiruf 110" (auch über die ARD Mediathek abrufbar), der Kommissar Adam Raczek (Lucas Gregorowicz) in einen Fall zieht, dessen Wurzeln tief in der deutschen Geschichte verankert sind: "Polizeiruf 110: Hermann". Nach dem Abschied seiner Kollegin Olga Lenski ermittelt Raczek in dieser Episode aus dem Jahr 2021 allein. Der Krimi führt den Frankfurter Ermittler zurück in die Lausitz, genauer gesagt, in die Stadt Cottbus, wo der Großteil der Handlung angesiedelt ist. Es ist nicht das erste Mal, dass die Region die Kulisse für den "Polizeiruf" bildet - man denke an "Wandas letzter Gang" aus Lauchhammer oder "Die Gurkenkönigin" aus dem Spreewald. Ob der Titel "Hermann" eine bewusste Anspielung auf das gleichnamige Cottbuser Stadtmagazin ist, bleibt ein Zufall - im Krimi geht es jedenfalls um vielschichtige Verstrickungen aus der Nazizeit, jüdische Besitzansprüche, ungeklärte Eigentumsverhältnisse und die dunklen Machenschaften eines Immobilienhais, der auf Luxussanierung setzt.
Ein Todesfall mit historischen Wurzeln
Der Fall beginnt in Slubice, wo Kriminalhauptkommissar Adam Raczek mit einem grausamen Fund konfrontiert wird: Bei der Entsorgung von Bauschutt wurde die Leiche der Bauingenieurin Daniela Nowak entdeckt. Die Ermittlungen führen ihn schnell nach Cottbus, zur Baustelle von Karl Winkler, einem Immobilienentwickler, der im Rahmen eines großen Bauprojekts einen ganzen Häuserblock saniert. Das große Rätsel zu Beginn: Wo und warum kam Daniela Nowak ums Leben? Fest steht nur, dass ihre Wohnung in Frankfurt (Oder) kurz vor ihrem Tod durchsucht wurde.
Eine erste vielversprechende Spur führt zu einem Mietwagen, der im fraglichen Zeitraum vor Nowaks Wohnung gesehen wurde. Zvi Spielmann (Dov Glickman) und seine Tochter Maja Spielmann (Orit Nahmias) aus Israel geben zu, mit dem Opfer verabredet gewesen zu sein, behaupten aber, sie nie getroffen zu haben. Angeblich besaß Daniela Nowak wichtige Dokumente, die im Zusammenhang mit einem Restitutionsanspruch standen, den Zvi Spielmann für ein Haus geltend macht, das sein Vater einst gebaut hatte. Die Besitzverhältnisse des Hauses sind fast 80 Jahre nach Kriegsende immer noch ungeklärt. Doch auch Elisabeth Behrend (Monika Lennartz), die in dem fraglichen Haus aufgewachsen ist, und ihr Sohn Jakob (Heiko Raulin) hatten Kontakt zu Daniela Nowak und bestehen darauf, die rechtmäßigen Besitzer zu sein. Weitere Dokumente, die während der Ermittlungen auftauchen und sich im Besitz der Toten befanden, scheinen beide Ansprüche zu untermauern. Hat Daniela Nowak die Parteien gegeneinander ausgespielt?
Für Adam Raczek entwickelt sich die Ermittlung zu einer Rückkehr in seine eigene Vergangenheit. Im Cottbuser Polizeipräsidium trifft er auf seine ehemalige Kollegin Alexandra Luschke (Gisa Flake) und seinen früheren Dienststellenleiter Markus Oelßner (Bernd Hölscher), der offensichtlich kein Interesse daran hat, Raczeks Ermittlungen zu unterstützen oder gar zu erleichtern. Alte Beziehungen und offene Rechnungen könnten den Fall zusätzlich verkomplizieren.
Fazit: Lohnt sich das Einschalten?
"Polizeiruf 110: Hermann" ist ein spannender Krimi, der nicht nur einen Mordfall aufklärt, sondern auch tief in die Verstrickungen und Ungerechtigkeiten der deutschen Geschichte eintaucht. Die Geschichte um jüdische Restitutionsansprüche und ungeklärte Eigentumsverhältnisse verleiht dem Fall eine besondere Schwere und Aktualität. Lucas Gregorowicz als Adam Raczek liefert eine überzeugende Leistung ab, während er sich allein durch das Dickicht aus Lügen, Intrigen und historischen Ungerechtigkeiten kämpfen muss. Wer Lust auf einen nachdenklichen und gleichzeitig fesselnden Krimi hat, sollte heute Abend bei 3sat unbedingt einschalten.