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Free-TV-Premiere "Gotteskinder" entführt in eine Welt zwischen Gehorsam und verbotener Sehnsucht - heute (14.11.2025) auf ARTE

Freitag, 14.11.2025 14:49 Uhr | Tags: ARTE, Free-TV-Premiere, Drama, Mark Waschke, Bettina Zimmermann

ARTE bietet seinen Zuschauern mit der Free-TV-Premiere von "Gotteskinder" heute (Freitag, 14.11.2025) um 20:15 Uhr ein eindringliches und schmerzhaft relevantes Drama. Der Film gewährt einen tiefen, ungeschönten Blick hinter die scheinbar heile Fassade einer streng evangelikalen Familie und beleuchtet die existentiellen Zerreißproben, denen sich die jungen Geschwister Hannah und Timotheus ausgesetzt sehen. Was auf den ersten Blick wie ein normales Familienleben erscheint, entpuppt sich als Alltag, in dem jeder Schritt, jeder Gedanke vom kompromisslosen Glauben und den daraus resultierenden Regeln der Freikirche bestimmt wird.

Zerrissenheit unter dem Keuschheitsgelübde

Hannah, gespielt von der überzeugenden Flora Li Thiemann, ist die fleißige Tochter, die den Glauben ihrer Eltern - Esther (Bettina Zimmermann) und David (Mark Waschke) - mit vollem Herzen lebt. Sie engagiert sich in der Kirche und hat ein Keuschheitsgelübde abgelegt. Doch diese selbst auferlegte und familiär erwartete Hingabe wird jäh auf die Probe gestellt, als der rebellische Nachbarsjunge Max (Michelangelo Fortuzzi) in ihr Leben tritt. Plötzlich kollidiert die reine Lehre mit der elementaren jugendlichen Sehnsucht nach Nähe und Freiheit. Hannah gerät in eine innere Zerrissenheit, die sie zwischen Loyalität zur Familie, dem Versprechen vor Gott und dem Wunsch nach Selbstbestimmung zermürbt. Die Erwartungen der Gemeinschaft und die Haltung ihrer Eltern werden zum erdrückenden Gewicht auf ihrer jungen Seele.

Die Hölle der Heilung

Noch dramatischer ist der Kampf, den Hannahs jüngerer Bruder Timotheus (Serafin Mishiev) ausfechten muss. Er empfindet verbotene Gefühle für seinen Freund Jonas (Lennox Halm) - eine Neigung, die in der dogmatischen Welt seiner Eltern als schwere Sünde gilt. Um sich von diesen als abweichend empfundenen Gedanken zu "befreien", wird Timotheus in ein sogenanntes "Heilungsseminar” geschickt. Der Schrecken nimmt seinen Lauf, als er dort ausgerechnet Jonas wiedertrifft. Das Seminar, das zur Unterdrückung seiner wahren Identität dienen soll, führt stattdessen zu einer schmerzhaften Intensivierung seiner Gefühle. Das Verdrängen wird unmöglich. In dieser beklemmenden Atmosphäre der vermeintlichen Reinigung wird die Nähe zu dem Freund für Timotheus zur unerträglichen Belastungsprobe, die ihn vor die Wahl zwischen Gehorsam und Selbstverleugnung stellt.

Suche nach dem eigenen Weg

Das Drama "Gotteskinder" ist weit mehr als eine Milieustudie. Es ist eine stille Tragödie, die mit nüchterner, aber eindringlicher Bildsprache die Konsequenzen religiösen Fanatismus für junge Seelen aufzeigt. Die Geschwister werden unter den ständigen Druck ihrer Eltern gesetzt, ihren Glauben, die familiäre Anerkennung und ihre eigene, aufkeimende Identität miteinander vereinbaren zu müssen. Dieser Spagat zwischen religiösem Gehorsam und dem Drang nach einem selbstbestimmten Leben führt Hannah und Timotheus auf eine schmerzhafte Suche nach Freiheit und Zugehörigkeit. Frauke Lodders inszeniert hier ein beklemmendes Drama, das mit erschütternder Klarheit darstellt, wie familiäre Bindungen durch extreme Glaubensprinzipien vergiftet werden können und junge Menschen in existenzielle Krisen stürzen. Es ist ein Film über Schuld, Scham und den potenziell schmerzhaften Weg zur Selbstbefreiung - ein Werk, das nicht laut sein muss, um tief zu treffen und nachhallende Fragen zur Rolle von Glaube, Liebe und Identität zu stellen. Das Einschalten heute Abend ist daher dringend empfohlen.


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