"Stammheim - Zeit des Terrors": ARD zeigt heute Abend (19.05.2025 um 20:15 Uhr) Dokudrama zum RAF-Prozess

© SWR/Hendrik Heiden
Heute Abend, am Montag, den 19. Mai 2025, um 20:15 Uhr, strahlt Das Erste das Dokudrama "Stammheim - Zeit des Terrors" aus. Der Film wirft einen neuen Blick auf einen der aufsehenerregendsten Prozesse der deutschen Nachkriegsgeschichte: den Stammheim-Prozess gegen die Führungsriege der Roten Armee Fraktion (RAF). Anlass ist der 50. Jahrestag des Prozessbeginns im Mai 1975.
Das 90-minütige Dokudrama, eine Produktion des SWR unter der Regie von Niki Stein, der gemeinsam mit dem renommierten Journalisten und RAF-Experten Stefan Aust auch das Drehbuch verfasste, rekonstruiert die damaligen Geschehnisse. Im Zentrum stehen dabei nicht nur die Verhandlungen im eigens errichteten Hochsicherheitstrakt in Stuttgart-Stammheim, sondern auch der Alltag der inhaftierten Terroristen Andreas Baader (gespielt von Henning Flüsloh), Gudrun Ensslin (Lilith Stangenberg), Ulrike Meinhof (Tatiana Nekrasov) und Jan-Carl Raspe (Rafael Stachowiak) im siebten Stock des Gefängnisses.
Der Film stützt sich auf Austs langjährige Recherchen, Prozessprotokolle, Erinnerungen von Zeitzeugen und erst vor einigen Jahren aufgetauchte Tonbandmitschnitte aus dem Gerichtssaal. "Stammheim - Zeit des Terrors" beleuchtet das angespannte politische Klima der 1970er Jahre, das Sicherheitsdenken des Staates und die Herausforderungen, vor denen der Rechtsstaat im Umgang mit dem Terrorismus der RAF stand. Regisseur Niki Stein und Darstellerin Lilith Stangenberg betonten, der Film zeige "die Ideologie und die Blindheit, die Paranoia, die auf beiden Seiten geherrscht hat". Durch seinen kammerspielartigen Charakter wahrt der Film konsequent die Perspektive aus dem Inneren des Gefängnisses und des Gerichtssaals.
Der historische Kontext: Der Stammheim-Prozess und die RAF
Der Stammheim-Prozess, der am 21. Mai 1975 begann, war einer der längsten und aufwändigsten Strafprozesse in der Geschichte der Bundesrepublik. Den Angeklagten der ersten RAF-Generation wurden unter anderem vier Morde und 54 Mordversuche im Zuge ihrer sogenannten "Mai-Offensive" 1972 vorgeworfen.
Die Rote Armee Fraktion, oft auch als "Baader-Meinhof-Gruppe" bezeichnet, war eine linksextremistische Terrororganisation, die von 1970 bis zu ihrer offiziellen Auflösung 1998 die Bundesrepublik Deutschland mit einer Serie von Bombenanschlägen, Entführungen und Morden überzog. Insgesamt werden der RAF 34 Morde und zahlreiche Verletzte zugeschrieben. Ihre Ursprünge hatte die Gruppe in der Studentenbewegung der späten 1960er Jahre; sie selbst sah sich als "Stadtguerilla" im Kampf gegen das "imperialistische System".
Der Prozess in Stammheim war von Beginn an von scharfen Auseinandersetzungen zwischen Verteidigern, Angeklagten und dem Gericht geprägt. Die Angeklagten versuchten, den Prozess als politische Bühne zu nutzen und kritisierten wiederholt ihre Haftbedingungen. Im Mai 1976 wurde Ulrike Meinhof tot in ihrer Zelle aufgefunden – Suizid laut offiziellen Angaben. Am 28. April 1977 wurden Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt. Bevor das Urteil Rechtskraft erlangte, nahmen sich die drei Verurteilten in der sogenannten "Todesnacht von Stammheim" im Oktober 1977 das Leben, im Kontext der Entführung und späteren Ermordung von Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer durch die zweite RAF-Generation, die damit die Freipressung der inhaftierten Terroristen erzwingen wollte.
Begleitende Dokumentation und Verfügbarkeit
Im Anschluss an "Stammheim - Zeit des Terrors" sendet Das Erste um 21:45 Uhr die Dokumentation "Im Schatten der Mörder - Die unbekannten Opfer der RAF", die sich mit denjenigen beschäftigt, die oft im Schatten der medialen Fokussierung auf die Täter standen.
Für Zuschauer, die den Sendetermin verpassen oder den Film schon früher sehen möchten: "Stammheim - Zeit des Terrors" ist bereits jetzt in der ARD Mediathek verfügbar.