Wenn Boerne plötzlich staunt: Münster-Tatort "Das Wunder von Wolbeck" heute (26.08.2025) im WDR

© WDR/Wolfgang Ennenbach
Wenn Axel Prahl als Kriminalhauptkommissar Frank Thiel und Jan Josef Liefers als Rechtsmediziner Professor Karl-Friedrich Boerne die Bildschirme betreten, ist Spannung garantiert. Das Münster-Team des Tatorts ist eine Klasse für sich, und auch in "Das Wunder von Wolbeck", der heute (26.08.2025) um 22:15 Uhr im WDR noch einmal zu sehen ist, beweisen sie einmal mehr, warum sie zu den Publikumslieblingen gehören. Vervollständigt wird das eingespielte Team von Kommissarin Nadeshda Krusenstern (Friederike Kempter), Boernes unverzichtbarer Assistentin Silke "Alberich" Haller (Christine Urspruch) und der resoluten Staatsanwältin Klemm (Mechthild Großmann). Mit Witz, trockenem Humor und einem ausgeprägten Gespür für das Absurde jagen sie diesmal einen Mörder in den beschaulichen Wolbecker Gefilden.
Das Dorf, das Schweigen und ein rätselhafter Tod
Ein Mordfall erschüttert die Idylle von Wolbeck: Der Landarzt und Heilpraktiker Raffael Lembeck wird auf seinem restaurierten Hof tot aufgefunden. Was zunächst nach einem tragischen Sturz aussieht, entpuppt sich als qualvolles Verbluten über Stunden hinweg, wie Professor Boerne mit seiner gewohnt unnachahmlichen Detailversessenheit feststellt. Doch wer wollte dem Arzt so viel Leid zufügen? Während ein Unbekannter mit wichtigen Unterlagen, einem Computer und dem Inhalt des Gefrierschranks flüchtet, tauchen Thiel und Boerne tief in die Verstrickungen der Dorfgemeinschaft ein. Es wird schnell klar, dass es Spannungen gab: mit den Nachbarn, der Familie Kintrup, die Lembeck nicht auf ihrem Hof sehen wollte, und zwischen den beiden ehemaligen Freundinnen Stella Lembeck (Lina Beckmann) und Milena Kintrup (Julia Krynke). Eine zerbrochene Freundschaft, hervorgerufen durch Verlust und Trauer, bildet den emotionalen Kern dieses Krimis und deutet auf verborgene Geheimnisse hin.
Intrigen und familiäre Abgründe
Die Ermittlungen führen Thiel und Boerne zu den Krien-Brüdern - Gastwirt Thomas (Johannes Rotter), Schlachter Bert (Jan-Peter Kampwirth) und Elektroinstallateur Gert (Mirco Reseg) -, die versuchen, ein dunkles Geheimnis zu bewahren. Das Opfer hatte ihren Hof weit unter Wert erworben, doch die 100.000 Euro, die plötzlich vom Nachbarhof der Kintrups verschwunden waren, scheinen eine entscheidende Rolle zu spielen. Die Geschichte um den Kauf des Hofes entpuppt sich als ein Netz aus Lügen und Verrat. Währenddessen treten die persönlichen Differenzen zwischen Thiel und Boerne zutage: Ein 120 Euro-Poker über Spielschulden aus einer Schachpartie trübt die Stimmung. Boerne, der versucht, einen peinlichen Fehler bei der Spurensicherung zu vertuschen, geht eigenmächtig vor. Thiel hingegen verlässt sich auf sein Gespür und sammelt unkonventionell genetisches Material, was die Staatsanwältin Klemm zu einer drastischen Maßnahme veranlasst: ein DNA-Test für das ganze Dorf.
Die Wahrheit, die Wunden und ein Baby
Inmitten all der Lügen und der Ermittlungen kommt es zu einer herzerwärmenden Versöhnung: Stella Lembeck (Lina Beckmann) und Milena Kintrup (Julia Krynke) finden wieder zueinander, was der Kommissar Thiel nutzt, um Stella mit der Wahrheit über ihren Mann zu konfrontieren. Dieser hatte seine alternativen Behandlungsmethoden genutzt, um Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch zu helfen, indem er Samenspenden von den Krien-Brüdern verwendete. Die größte Überraschung aber ist, dass Raffael Lembeck selbst der Vater von Milenas Baby Theo ist. Stella kann diese Neuigkeit nicht verkraften und entführt das Kind, was in einem dramatischen Showdown im Münsteraner Hafen gipfelt. Es ist Boernes genialer Einfall, der das Verwirrspiel mit einem Teddybären aufklärt. Doch die tragische Wahrheit liegt woanders.
Schicksal und Vergebung
Der Siegelring von Moritz Kintrup (Stephan Kampwirth) weist ihn als Täter aus. In einem Wutanfall schlug er Raffael Lembeck nieder, nachdem er von seiner Mutter Ruth (Hildegard Schmahl) von der Vaterschaft des Arztes erfuhr. Doch in einer überraschenden Wendung gesteht Ruth Kintrup die Tat. Sie hat den sterbenden Raffael Lembeck in dem alten Stall sterben lassen, nicht um ihren Sohn zu schützen, sondern weil dieser Ort für sie eine traumatische Erinnerung birgt: Hier wurde sie vor über 40 Jahren von Eugen "Arschloch" Krien, dem Vater der Krien-Brüder, vergewaltigt. Ihr Sohn Moritz ist das Ergebnis dieser brutalen Tat. Der Tod von Raffael Lembeck hatte nichts mit ihm zu tun, sondern allein mit dem Ort des Geschehens. Mit diesem Schockgeständnis schließt sich der Kreis und offenbart, wie tief die Wunden der Vergangenheit reichen können. Ein fesselnder Krimi mit einem emotionalen Finale, der zeigt, dass die Wahrheit manchmal schockierender ist als jede Fiktion.