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Dokumentation: Merkels Erbe - 10 Jahre "Wir schaffen das!" heute (25.08.2025) in der ARD

Montag, 25.08.2025 14:10 Uhr | Tags: ARD, Dokumentation
Rückblickend habe sie nichts falsch gemacht, sagt Angela Merkel zu ihrer Flüchtlingspolitik.
Rückblickend habe sie nichts falsch gemacht, sagt Angela Merkel zu ihrer Flüchtlingspolitik.
© NDR/Thomas Ernst

Es sind vier Worte, die eine Nation spalten und in den Geschichtsbüchern einen festen Platz einnehmen werden: "Wir schaffen das!". Zehn Jahre nach Angela Merkels legendärem Satz im "Flüchtlingssommer" 2015 wirft die ARD heute Abend (25.08.2025 um 20:15 Uhr) einen leidenschaftlichen und zugleich nüchternen Blick zurück. Die Dokumentation "Merkels Erbe - 10 Jahre `Wir schaffen das!´" von Ingo Zamperoni und Birgit Wärnke ist kein einfacher Rückblick, sondern eine tiefgehende Analyse, die die Narben und Erfolge dieser prägenden Zeit beleuchtet. Sie fragt, was aus Deutschland geworden ist, dem Land, das in jenen Monaten eine gewaltige moralische Aufgabe auf sich nahm und an dem Punkt angelangt, an dem die Frage nach dem "Schaffen" drängender denn je ist.

Ein Land am Wendepunkt

Der Spätsommer 2015 war ein Ausnahmezustand. Hunderttausende Menschen, geflohen vor Krieg und Elend, strömten nach Deutschland. Angesichts dieser humanitären Krise entschied sich die damalige Bundeskanzlerin, die Grenzen offen zu lassen. Ihre Worte "Wir schaffen das!" wurden zum Credo, zum Symbol einer Politik des Mitgefühls und der Entschlossenheit. In der Doku trifft Ingo Zamperoni Angela Merkel persönlich, um mit ihr über diesen historischen Moment und die langfristigen Folgen zu sprechen. Es ist ein intimer Blick auf eine Kanzlerin, die mit einer einzigen Entscheidung die politische Landschaft Deutschlands unwiderruflich veränderte und die Weichen für eine Debatte stellte, die bis heute nachhallt. Die Dokumentation zeigt, wie tiefgreifend diese Entscheidung war - für die Kommunen, die politischen Lager und die Menschen, die in Deutschland ein neues Leben suchten.

Zwischen Zuversicht und Belastungsgrenze

Ingo Zamperoni begibt sich auf eine Reise durch Deutschland, um das vielfältige Echo des Satzes zu erforschen. Er trifft auf den Bürgermeister von Schwäbisch Gmünd, der einst voller Zuversicht war, nun aber von den Belastungsgrenzen seiner Stadt spricht. Er begleitet bayerische Grenzpolizisten bei der Schleierfahndung und dokumentiert die sichtbare Verschärfung der Grenzkontrollen. Diese Kontraste zeichnen ein Bild eines Landes, das zwischen Idealismus und Pragmatismus ringt. Doch die Doku beleuchtet nicht nur die Probleme. Sie erzählt auch die Erfolgsgeschichten, wie die von Mohammed Alasaad, der 2016 aus Syrien kam und heute in Cottbus Pflegekräfte ausbildet. Es sind diese persönlichen Schicksale, die dem Film eine menschliche Dimension verleihen und zeigen, dass Integration kein abstraktes Konzept ist, sondern ein oft mühevoller, aber möglicher Prozess.

Die politischen Nachbeben und die Realität der Integration

Die politischen Auswirkungen des Sommers 2015 sind nicht zu übersehen. Die Ereignisse haben die politische Landschaft fundamental verändert. Mit dem Journalisten Robin Alexander spricht Zamperoni über die tiefgreifenden Verschiebungen im Parteiensystem und die Polarisierung, die bis in die Mitte der Gesellschaft reicht. Die Dokumentation nutzt zudem Daten und Fakten, um die Debatte zu versachlichen. Sie gibt Antworten auf zentrale Fragen: Wie viele Geflüchtete sind in Arbeit? Wie hat sich die Kriminalität entwickelt? Und wie steht Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern da? 

Im Anschluss an die Doku vertieft ab 21 Uhr der Film "Danke, aber ... Zehn Jahre nach Merkels Versprechen" diese individuellen Erfahrungen. Er zeigt Menschen wie das Ehepaar Sadegh Ranjbar und Mahsa Narimani, die trotz anfänglicher Fremdenfeindlichkeit in Deutschland Fuß gefasst haben. Aber er zeigt auch die Schattenseiten, das Scheitern, wie im Fall von Heva Gharibi, der noch immer geduldet in einem Heim lebt, ohne wirkliche Perspektive.

Das doppelte Erbe

Beide Dokumentationen zeigen nicht nur das unmittelbare Ergebnis der "Wir schaffen das!"-Politik, sondern auch die komplexe Realität der Integration. Einerseits gibt es die Erfolgsgeschichten von Menschen wie Mohammed Alasaad, der sich erfolgreich in den Arbeitsmarkt integriert hat, oder dem Ehepaar Sadegh Ranjbar und Mahsa Narimani, die ein eigenes Unternehmen gründen konnten. Diese positiven Beispiele sind Belege dafür, dass Integration gelingen kann und die Gesellschaft bereichert.

Andererseits beleuchten die Filme auch die Schattenseiten, die oft in der öffentlichen Debatte untergehen. Die Dokumentation "Merkels Erbe" zeigt die zunehmende Belastung in Kommunen wie Schwäbisch Gmünd und die politische Polarisierung, die sich in verschärften Grenzkontrollen und fremdenfeindlichen Angriffen auf Unterkünfte manifestiert. Der Film "Danke, aber ..." macht das persönliche Scheitern sichtbar, am Beispiel von Heva Gharibi, der noch immer in der Ungewissheit lebt.

Die Bedeutung der kritischen Bilanz

Die Dokumentationen sind daher mehr als nur eine einfache Berichterstattung. Sie sind eine kritische Bilanz, die das widersprüchliche Erbe von 2015 aufzeigt. Sie lassen keinen Zweifel daran, dass die damalige Entscheidung von historischer Tragweite war und tiefgreifende Veränderungen in der deutschen Gesellschaft ausgelöst hat. Anstatt einseitig zu verurteilen oder zu verherrlichen, zeigen sie die gespaltene Realität auf - eine, die von menschlicher Größe und Hilfsbereitschaft, aber auch von Überforderung und politischer Spaltung geprägt ist. Sie fordern den Zuschauer auf, die Debatte differenziert zu betrachten, indem sie persönliche Geschichten mit politischen Fakten und Zahlen verknüpfen.


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