München ermittelt anders: Tatort "Flash" bricht mit allen Regeln - heute (07.09.2025) in der ARD

© BR/Tellux Film GmbH/Hendrik Heiden
Die ARD überbrückt die Tatort-Sommerpause heute (07.09.2025) um 20:15 Uhr mit einem ganz besonderen Fall aus München. Der Tatort "Flash" ist nicht nur eine einfache Wiederholung, sondern ein außergewöhnlicher Krimi, der die üblichen Erzählformeln der Reihe mit Leichtigkeit aufbricht. Unter der Regie von Andreas Kleinert wird das Ermittlerduo Batic (Miroslav Nemec) und Leitmayr (Udo Wachtveitl) in einen Psychothriller der 90er-Jahre katapultiert, der mit experimenteller Bildsprache überzeugt und eine fesselnde Geschichte erzählt.
Ermittlung durch Gedächtnisrekonstruktion
Die Jagd beginnt nach Alois Meininger (Martin Leutgeb), einem Mörder, der nach über 30 Jahren aus der Sicherheitsverwahrung entlassen wird, sofort einen weiteren Mord begeht und spurlos untertaucht. Da es keine verwertbaren Hinweise auf seinen Aufenthaltsort gibt, ruhen alle Hoffnungen auf seinem früheren Therapeuten, Dr. Norbert Prinz (Peter Franke). Das Problem: Der Schlüsselzeuge ist inzwischen dement. In einer wahren Premiere für das "Tatort"-Universum starten die Kommissare gemeinsam mit einem Neuropsychologen, Prof. Vonderheiden (André Jung), ein Pilotprojekt. Sie rekonstruieren Prinz´ alte Praxis bis ins Detail, um seine Erinnerungen mittels Reminiszenztherapie zu reaktivieren. Was als gewagtes Experiment beginnt, führt die Ermittler in Abgründe, die sie so nicht erwartet hatten.
Täuschung als raffinierter Twist
Der Titel "Flash" bezieht sich auf eine Diskothek, die eine zentrale Rolle im Fall spielt. Dort traf das erste Opfer auf seinen Mörder und genau dort wird später die Vergangenheit inszeniert. Ein seltener dramaturgischer Kniff überführt den Täter: Eine Flashback-Szene, die den Moment des Verbrechens enthüllt. Doch nicht nur das, die Ermittler selbst greifen zu einer cleveren Finte. Ein zweiter Mord im Film ist nur fingiert. Die angebliche Leiche ist in Wahrheit eine Polizistin, die am Ende den Verdächtigen festnimmt. Der Fall zeigt die Spielfreude des Münchner Duos, das in seinem 90. Fall wieder einmal neue Wege geht. Ohne ihren Assistenten Kalli, der diesmal fehlt, wirken Batic und Leitmayr konzentrierter, was ihre Chemie besonders zur Geltung bringt.
Lohnt sich das Einschalten?
Dieser "Tatort" spaltet die Meinungen. Während einige Zuschauer den Fall als "langatmig" kritisierten, lobten andere ihn als "Genuss von A bis Z". Die komplexe Erzählstruktur und die Abkehr von klassischen Routinen machen ihn zu einem außergewöhnlichen Erlebnis. Wer Lust auf eine unkonventionelle Kriminalgeschichte hat, die mit optischen Spielereien wie Egoperspektiven, Spiegelungen und rotierenden Kameraeinstellungen arbeitet, wird bei diesem psychologisch dichten Thriller auf seine Kosten kommen.