"Polizeiruf 110: Eine andere Welt" zwischen Jugendkultur und Kontrollverlust heute (04.09.2025) im RBB

© rbb/Oliver Feist
Der RBB wiederholt heute (04.09.2025) den "Polizeiruf 110"-Folge "Eine andere Welt", in der Kriminalhauptkommissarin Olga Lenski (Maria Simon) nach ihrer Babypause ihren dritten, besonders harten Fall übernimmt. An ihrer Seite steht Polizeihauptmeister Horst Krause (Horst Krause), dessen bodenständige Art in scharfem Kontrast zur ungreifbaren und schockierenden Welt der Jugendlichen steht, die er in diesem Fall zu verstehen versucht. Dieser Film ist nicht nur ein Krimi, sondern eine beklemmende Milieustudie, die den Generationskonflikt auf eine Weise beleuchtet, die bis heute relevant ist. Der "Polizeiruf 110: Eine andere Welt" ist auch über die ARD Mediathek abrufbar.
Die Nacht, die alles veränderte
Die Geschichte beginnt mit dem Fund der 18-jährigen Kristina Domke auf einem Schrottplatz. Die Ermittlungen führen Lenski und Krause schnell in die In-Disco "Taxo", ein Symbol für eine Parallelwelt, in die Erwachsene kaum Einblick haben. Hier, so die Vermutung, wurde Kristina mit K.O.-Tropfen gefügig gemacht. Die Drehbuchautoren zeichnen ein authentisches Bild der Jugendkultur, das frei von Klischees ist. Die Folge wurde damals für ihre realistische Darstellung gelobt, was auch an der beeindruckenden Leistung der jungen Besetzung liegt. Jannik Schümann, Max von der Groeben und Joel Basman, die hier in einer frühen Phase ihrer Karrieren zu sehen sind, liefern eine schauspielerische Leistung ab, die schon damals ihr großes Potenzial zeigte. Es ist faszinierend zu sehen, wie diese heute bekannten Schauspieler bereits damals das komplexe Innenleben ihrer Charaktere so überzeugend darstellten.
Jenseits von Gut und Böse
Im Laufe der Ermittlungen entwirrt sich ein Netz aus Lügen und Verrat. Die Jugendlichen mauern, der Nachtwächter des Schrottplatzes Bogdan Kuljakow (Lenn Kudrjawizki) fordert eine Gegenleistung für seine Aussage, und selbst die Eltern wissen nur wenig über das Leben ihrer Tochter. Der Fall nimmt eine überraschende Wendung, als ein ausgebrannter Alfa Romeo, der einem Verdächtigen gehört, die Ermittler auf eine neue Spur bringt. Was zunächst wie die einfache Suche nach Tätern wirkt, entwickelt sich zu einer Geschichte, die moralische Grenzen überschreitet. Der Film stellt die Frage, was geschieht, wenn Menschen ihre Verantwortung fallen lassen, um sich selbst zu schützen. Am Ende ist es eine Kombination aus hartnäckiger Ermittlungsarbeit und einem unscheinbaren Detail, das zur Auflösung führt. Doch der größte Schock ist nicht das Verbrechen selbst, sondern die emotionslose Kälte, mit der es vertuscht wurde.
Der Polizeiruf 110 "Eine andere Welt" ist ein leidenschaftliches Plädoyer für Ehrlichkeit und Verantwortung. Die Folge zeigt schonungslos, wie Verdrängung und die Weigerung, der Wahrheit ins Auge zu blicken, zu noch größerem Leid führen können. Ein Film, der nachwirkt und einmal mehr unter Beweis stellt, warum der "Polizeiruf 110" zu den besten deutschen Krimi-Reihen gehört.