Til Schweigers explosiver Einstand: "Tatort: Willkommen in Hamburg" heute (19.08.2025) im NDR

© NDR/Marion von der Mehden
Vor über 20 Jahren stand der "Tatort" am Scheideweg. Die einen sahen in der Krimireihe eine bewährte Institution, die anderen wünschten sich dringend frischen Wind. Was dann mit Til Schweiger als Tatort-Kommissar Niklas "Nick" Tschiller auf uns losgelassen wurde, war kein sanftes Lüftchen, sondern ein ausgewachsener Orkan. "Willkommen in Hamburg" ist kein herkömmlicher Krimi, er ist ein Actionfilm, der die Regeln bricht, die Genre-Grenzen verschiebt und das deutsche Fernsehpublikum in zwei Lager spaltete. Für alle, die es verpasst haben oder noch einmal erleben wollen, zeigt der NDR heute (19.08.2025) um 22 Uhr die Wiederholung dieses Paukenschlags. Der "Tatort: Willkommen in Hamburg" ist auch über die ARD Mediathek verfügbar.
Das Debüt, das die Gemüter erregte
Schon in den ersten Minuten macht der Film klar, dass er anders ist. Nick Tschiller, ein Mann mit Vergangenheit, zieht nach Hamburg, um seiner 15-jährigen Tochter näher zu sein. Sein erster Einsatz mit dem neuen Kollegen Yalcin Gümer (Fahri Yardım) endet in einem Blutbad: Tschiller erschießt ohne zu zögern drei Zuhälter. Für "Tatort"-Puristen war das ein absoluter Tabubruch. Wo normalerweise psychologische Tiefe und akribische Ermittlungsarbeit im Vordergrund stehen, gab es hier rohe Gewalt und kompromisslose Action. Der Film war bis dahin der actionreichste "Tatort" aller Zeiten. Mit atemlosen Verfolgungsjagden und Schießereien erinnerte er eher an einen Hollywood-Blockbuster à la "Lethal Weapon" als an die übliche sonntägliche Krimikost.
Das Herzstück der Story ist eine Gruppe von minderjährigen Mädchen, die zur Prostitution gezwungen werden. Tschiller nimmt es persönlich und zieht die wichtige Zeugin Tereza (Nicole Mercedes Müller) entgegen allen Dienstvorschriften in seine Obhut. Er bringt sie in der Wohnung seines Kollegen Gümer unter, der bei dem Einsatz verletzt wurde. Gümer, der vom Krankenhausbett aus weiterarbeitet, entpuppt sich als der ideale Partner für den impulsiven Tschiller - er ist dessen Ruhepol und liefert die entscheidenden Hinweise. Ein faszinierendes Duo, das die perfekte Balance zwischen Adrenalin und Gehirnarbeit herstellt.
Kleine Details, große Wirkung
Der Film geizt nicht mit Anspielungen und Cameos, wie sie für Til Schweigers Filme typisch sind. So hat der Boxer Arthur Abraham einen kurzen Auftritt, und in einer denkwürdigen Szene trifft Tschiller auf Kriminalhauptkommissar Thorsten Falke, gespielt von Wotan Wilke Möhring, der wenige Wochen später selbst als neuer "Tatort"-Kommissar debütieren sollte. Diese kleinen, aber feinen Details zeigen, wie sehr der Film darauf aus war, Konventionen zu brechen und etwas Neues zu schaffen.
Trotz aller Kritik war der Tatort "Willkommen in Hamburg" ein voller Erfolg. Er bewies, dass der "Tatort" auch anders kann: schneller, härter, direkter. Er war der Beginn einer neuen Ära, in der das Genre nicht mehr nur auf psychologische Täterstudien beschränkt war, sondern auch explosive Action zuließ. Für alle, die nach einem spannenden, unkonventionellen Krimi suchen, ist das Einschalten um 22 Uhr definitiv lohnenswert. Es ist eine faszinierende Reise zurück zu einem TV-Moment, der das deutsche Krimi-Fernsehen für immer verändert hat.