Usedom-Krimi "Sturmtief": Ein stürmisches Kammerspiel heute (06.11.2025) in der ARD

© NDR/ARD Degeto Film/Oliver Feist
Heute Abend (06.11.2025) kehrt die raue Eleganz der Ostsee auf die Bildschirme zurück, aber diesmal nicht mit sanftem Wellenrauschen, sondern im tosenden Orkan. Die ARD strahlt um 20:15 Uhr den neuen DonnerstagsKrimi "Sturmtief - Der Usedom-Krimi" aus und liefert ein psychologisch dichtes Drama, das die Zuschauer tief in einen Ausnahmezustand zieht. Was sich zunächst wie ein klassischer Küstenkrimi anlässt, entpuppt sich schnell als packendes Kammerspiel, in dem die Elemente die wahren Architekten des Schicksals sind. Der Usedom-Krimi "Sturmtief" ist ach über die ARD Mediathek abrufbar.
Der Orkan als vierte Hauptfigur
Das Wetter ist in diesem Krimi weit mehr als nur eine dramatische Kulisse. Regisseurin Steffi Doehlemann inszeniert das Orkantief "Olga" bewusst als eine Art eigene, unberechenbare Figur. Dieser Sturm schließt die Menschen auf der Insel nicht nur ein, er trennt sie voneinander, kappt Verbindungen und zwingt sie in eine beklemmende Intimität. Stromausfall und Netzprobleme verwandeln die sonst so weite Insel in eine Reihe isolierter Schauplätze, die einen bedrohlichen Raum für menschliche Konfrontation und verborgene Geheimnisse schaffen. Die visuelle Dramatik des Orkans steht dabei in einem faszinierenden Kontrast zur klaustrophobischen Enge der isolierten Handlungsorte.
Verzweifelte Nähe: Karin Lossow als Gastgeberin wider Willen
Im Zentrum dieser stürmischen Nacht steht einmal mehr Karin Lossow (gespielt von der brillanten Katrin Sass). Ihr kriminalistisches Gespür, ihr vielleicht größter Fluch und Segen zugleich, wird zum entscheidenden Motor der Handlung. Als eine verletzte Frau (Valery Tscheplanowa) und ihr angeblicher Sohn (Oliver Szerkus) bei ihr Unterschlupf suchen, schlagen Karins Alarmglocken sofort an. Die offensichtlichen Spuren von Misshandlung an der Frau lassen Karin Lossow schnell von der wohlwollenden Gastgeberin zur unerbittlichen Ermittlerin im eigenen Haus werden. Die erzwungene Nähe unter dem Dach der Witts, wo sie und Merle mit den rätselhaften Gästen Schutz suchen, wird zu einem brodelnden Kessel voller Misstrauen und ungesagter Wahrheiten.
Drei Stränge im Ausnahmezustand
Drehbuchautorin Dinah Marte Golch, bekannt für ihre psychologisch dichten Stoffe, hat für "Sturmtief" ein komplexes Geflecht aus drei parallelen Handlungssträngen geschaffen. Zum einen Karins privates Drama mit den ungebetenen, verdächtigen Gästen. Gleichzeitig kämpft Rainer Witt (Till Firit) allein und von der Außenwelt abgeschnitten am Tatort eines Raubüberfalls, bei dem der Antiquitätenhändler Christian Zoschitz angeschossen wurde. Währenddessen herrscht im Polizeipräsidium Heringsdorf völliges Chaos. Der Stromausfall legt die Zentrale lahm, während Ellen (Rikke Lylloff), Holm (Rainer Sellien) und Dorit (Jana Julia Roth) mit Zeugen und der wachsenden Anarchie kämpfen. Diese Isolation und die damit verbundene Notwendigkeit, sich auf den eigenen Instinkt zu verlassen, steigert die Intensität des Familiendramas, das wie ein roter Faden durch die Geschichte läuft und mit düsteren Geheimnissen und emotionaler Eskalation aufgeladen ist.
Ein psychologischer Thriller der Extraklasse
"Sturmtief - Der Usedom-Krimi" ist mehr als die bloße Aufklärung eines Falles. Es ist ein tiefgreifender, intensiver psychologischer Thriller, der die familiären Abgründe hinter einer rätselhaften Gewalttat ausleuchtet. Die kluge Verknüpfung von familiären Konflikten, Missbrauchsthemen und dem Kriminalfall unter der Regie des gnadenlosen Sturms macht diese Folge zu einem fesselnden Seherlebnis. Wer auf der Suche nach einem Krimi ist, der seine Figuren in den emotionalen und physischen Ausnahmezustand zwingt, sollte sich diesen DonnerstagsKrimi auf keinen Fall entgehen lassen. Es ist ein Stück Fernsehen, das durch seine dichte Atmosphäre, seine starken Darsteller und seine klug konstruierte Handlung überzeugt.








