Justizirrtum als Albtraum: "Im Namen der Wahrheit - Traue Niemandem" heute (27.09.2025) in der ARD

© ARD Degeto Film/Hans-Joachim Pfeiffer
In der ARD läuft heute (27.09.2025) um 20:15 Uhr mit "Im Namen der Wahrheit - Traue Niemandem" ein Krimi-Thriller, der die Frage nach Schuld und Unschuld auf erschreckende Weise neu stellt. Der Film ist mehr als nur ein spannendes Verwirrspiel - er ist eine eindringliche Auseinandersetzung mit der Gefahr voreiliger Urteile und den Abgründen eines Systems, das manchmal schneller verurteilt, als es die Wahrheit kennt. "Im Namen der Wahrheit - Traue Niemandem" ist auch über die ARD Mediathek abrufbar.
Der kalte Wendepunkt: Eine Wachsleiche mit fatalen Folgen
Die Geschichte beginnt nicht mit einem Verbrechen, sondern mit dessen unbeabsichtigter Aufklärung. Fünf Jahre ist es her, dass die 15-jährige Internatsschülerin Alexandra Tietze verschwand. Der Fall galt als abgeschlossen, der Schuldige war gefunden und verurteilt: ihr Lehrer Hajo Rick. Doch diese vermeintliche Gewissheit zerbricht, als die Polizei auf dem Grund eines Sees ein versunkenes Auto birgt. Im Kofferraum liegt die Leiche Alexandras, konserviert in einem seltenen, beunruhigenden Zustand als sogenannte Wachsleiche.
Mit dieser grausamen Entdeckung erhält der Fall eine völlig neue, juristisch brisante Wendung. Alexandra wurde ermordet, und Hajo Rick, der aufgrund von Indizien und Zeugenaussagen verurteilt wurde, könnte unschuldig sein. Der Film greift damit zentrale Ursachen für Fehlurteile auf, ohne einen realen Fall zu kopieren - das Thema Justizirrtum wird zum zentralen, beklemmenden Leitmotiv.
Die Anwältin und der Kommissar im Netz der Lügen
Der Kampf um die Wiederaufnahme des Falls beginnt mit der Anwältin Sophia Dreyer. Die engagierte Strafverteidigerin, überzeugend gespielt von der preisgekrönten Petra Schmidt-Schaller, setzt alle Hebel in Bewegung, um ihren Mandanten freizubekommen. Sie sieht sich dabei dem massiven Widerstand des damaligen Staatsanwalts Gero Schmidt (Harald Krassnitzer) ausgesetzt, der kein Interesse daran hat, dass sein abgeschlossenes Urteil in Frage gestellt wird.
Ein unerwartetes Bündnis bildet Dreyer mit Kommissar Kai Matzen (Karsten Antonio Mielke), der den Fall damals ermittelte. Der Ermittler muss nun seine damaligen Gewissheiten über Bord werfen. Er gerät in Bedrängnis, denn die neuen Erkenntnisse zeigen ihm, dass er persönlich stärker in die Geschehnisse verstrickt ist, als es ihm lieb sein kann. Das Zusammenspiel zwischen Schmidt-Schaller und Mielke gilt als Highlight des Films. Sie ermitteln teils unabhängig voneinander, doch die nervenaufreibende Wahrheitssuche zwingt sie, gemeinsam durch ein dichtes Geflecht aus Täuschung und Vertuschung zu navigieren.
Die psychologischen Abgründe der Schuld
Regisseurin Maris Pfeiffer inszeniert den Krimi-Thriller ruhig und eindringlich. Der Fokus liegt nicht auf blutiger Action, sondern auf den psychologischen Abgründen der Figuren und der existentiellen Frage: Wie weit darf ein System gehen, um einen Fall abzuschließen? Der Film fragt, ob Vertrauen manchmal gefährlicher ist als Zweifel.
Sowohl Sophia Dreyer als auch Kai Matzen müssen erkennen, dass sie niemandem trauen können. Denn selbst die Unschuldsvermutung bei Hajo Rick steht immer wieder zur Disposition. Die Möglichkeit, dass er doch der Täter war, hängt wie ein Damoklesschwert über der gesamten Rekonstruktion der letzten Stunden im Leben des toten Mädchens. Die schreckliche Wahrheit, die Dreyer und Matzen schließlich ans Licht bringen, beleuchtet, wie dünn die Linie zwischen Gerechtigkeit und katastrophalem Fehlurteil wirklich ist. Ein packendes Justizdrama, das den Zuschauer bis zur letzten Minute in seinen Bann zieht.