"RTL Spezial: Angriff auf unsere Kinder und was WIR dagegen machen können!" - TV-Experiment mit Steffen Hallaschka am 08.03.2021 um 20:15 Uhr
An diesem Montag (08.03.2021) pausiert Günther Jauchs Quizshow "Wer wird Millionär?" zugunsten eines ganz besonderen TV-Experiments mit Steffen Hallaschka. Ab 20:15 Uhr läuft das "RTL Spezial: Angriff auf unsere Kinder und was WIR dagegen machen können!". Die Sicherheit unserer Kinder im Internet steht in der abendfüllenden Dokumentation im Mittelpunkt. Damit wagt sich RTL an ein hochsensibles Thema, welches häufig zu sehr unterschätzt wird. Das Experiment zeigt, dass selbst auf harmlosen Portalen Gefahren für unsere Kinder lauern. Das Ergebnis ist niederschmetternd: bereits vor Ausstrahlung des Sendung wurden seitens der Staatsanwaltschaft zahlreiche Ermittlungsverfahren eingeleitet.
So lief das TV-Experiment ab: RTL hat drei Schauspieler als angeblich minderjährige Lockvögel mit jugendlicher Erscheinung platziert. Innerhalb von nur drei Tagen erhalten diese Lockvögel über 500 übergriffige Chat-Anfragen, sind massiven Manipulationsversuchen erwachsener Männer ausgeliefert und sehen sich schließlich konfrontiert mit der unmittelbaren Gefahr des sexuellen Missbrauchs. Wie können wir unsere Kinder effektiver schützen? Wie bringen wir sie dazu, uns zu erzählen, was sie im digitalen Raum erleben? Was tun wir, wenn unsere Kinder bereits Opfer von Manipulation und sexualisierter Gewalt im Netz geworden sind? Und wie kann es gelingen, Plattformbetreiber verstärkt in die Verantwortung zu nehmen?
Steffen Hallaschka begrüßt am 8. März ab 20.15 Uhr unter anderem Lydia Benecke, Kriminalpsychologin mit Arbeitsschwerpunkt im Bereich der Gewalt- und Sexualstraftaten, Julia von Weiler, Diplom-Psychologin und Leiterin "Innocence in Danger e.V.", Emmaly Baecker, Kriminalhauptkommissarin LKA Berlin, Vertreter der Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime (ZAC NRW), sowie den Vater eines Opfers im Studio. Zudem stehen Vertreter der Polizei, der Staatsanwaltschaft und der Landesanstalt für Medien NRW (LfM) den Zuschauerinnen und Zuschauern unter der Telefonnummer 0800 2008008 für Rückfragen zur Verfügung.
Das Experiment übertrifft die schlimmsten Befürchtungen der Redaktion. Die Lockvögel Hanna, Lea und Paul sind Schauspieler und können sich durch ihr jugendliches Äußeres in Videochats glaubhaft als zwölfjährige Kinder ausgeben. In zahlreichen Fällen werden sie schon binnen weniger Minuten und unmittelbar nach gegenseitiger Begrüßung von ihrem Gegenüber auf andere Kommunikationsplattformen gelockt. Im verschlüsselten WhatsApp-Chat wird Hanna von einem 27-Jährigen sofort zum Videochat aufgefordert. Er bittet um ein Treffen, spricht davon, einen 33-jährigen Freund mitbringen zu wollen, entblößt sein Geschlechtsteil vor der Kamera und kündigt an, "wenn wir zu dir kommen, werden wir, glaube ich, nicht angezogen bleiben". In einem weiteren Beispiel sagt ein Mann, dass er seine Nichte sexuell belästigt und offenbart dem vermeintlichen Opfer sogar seinen vollen Namen und Wohnort. Von Unrechtsbewusstsein keine Spur.
Henning Tewes, RTL-Geschäftsführer: "Mit dem RTL Spezial wollen wir am Montagabend und den Tagen darauf dringend nötige Aufmerksamkeit auf ein in der Öffentlichkeit völlig unterschätztes Thema lenken und zugleich zeigen, wie Eltern ihre Kinder im Netz schützen können. Das Ausmaß der übergriffigen Belästigungen im Experiment, bei dem wir eng mit der Staatsanwaltschaft zusammengearbeitet haben, ist alarmierend und macht zugleich betroffen. Wir haben uns bewusst dazu entschieden, das RTL Spezial ohne Werbung zu senden, um der besonderen Brisanz des Themas Rechnung zu tragen, welches wir weiter verfolgen werden."
Im Zuge der Recherchen hat der Kölner Sender eng mit der Staatsanwaltschaft und der Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime (ZAC NRW) zusammengearbeitet, einem Portal der Staatsanwaltschaft Köln, das es Medienhäusern ermöglicht, per Drag and Drop Hassbotschaften aus dem Internet umgehend zur Anzeige zu bringen. Aufgrund der Recherchen für das RTL Spezial wurden bereits gegen 19 Männer, die im Zuge des Experiments identifiziert wurden, Ermittlungsverfahren eingeleitet.
Steffen Hallaschka im Interview über das TV-Experiment "RTL Spezial: Angriff auf unsere Kinder und was WIR dagegen machen können!"
Welches Ziel verfolgt das TV-Experiment?
Moderator Steffen Hallaschka: "Wir wollen ein Bewusstsein dafür schaffen, wie groß die Gefahren für Kinder im Internet sind. Selbst auf vermeintlich harmlosen Web-Angeboten sind wir auf Täter gestoßen. Es war absolut erschreckend, wie zahlreich die Übergriffe im Chat waren und wie zielstrebig die Täter dabei vorgegangen sind. Viele der Männer haben keinen Zweifel daran gelassen, dass ihre sexuellen Übergriffe im Netz häufig auch eine Fortsetzung im realen Leben finden.
Dass die Polizei in einigen der dokumentierten Fälle bereits konkret ermittelt, ist ein wertvolles Ergebnis bereits vor der TV-Ausstrahlung. Uns geht es aber vor allem darum, vor dieser völlig unterschätzten Gefahr zu warnen und Politik und Website-Betreiber in die Pflicht zu nehmen. Es kann nicht sein, dass es den Tätern derart leicht gemacht wird."
Drei erwachsene Schauspieler*innen sind im Experiment online bei diversen Portalen unterwegs und geben sich als 12-Jährige aus. Obwohl sie sich vollkommen unauffällig verhalten, werden sie in kürzester Zeit gezielt von erwachsenen Männern kontaktiert. Wie überrascht waren Sie davon?
Moderator Steffen Hallaschka: "Aber ich war schockiert darüber, wie massiv und zielstrebig die sexuellen Übergriffe stattfinden und dass die Täter auch auf so vielen unterschiedlichen Webseiten mit gleicher Absicht unterwegs sind. In unserem dreitägigen Experiment kam es zu über 500 Angriffen. Und wir dokumentieren, wie schamlos, zielstrebig und manipulativ die Täter vorgehen. Auch wenn man als Journalist zwangsläufig lernt, sich von Emotionen nicht überwältigen zu lassen: Dieses Experiment hat bei mir wirklich Beklemmungen ausgelöst. Umso wichtiger ist es, dass wir das sensibel, aber ungeschönt berichten. Die Tatsache, dass die Dimension dieser Taten bislang nicht ausreichend öffentlich diskutiert wird, hilft den Tätern, die jeden Tag im Verborgenen aktiv sind."
Konnte das TV-Experiment eine bestimmte Masche offenlegen?
Moderator Steffen Hallaschka: "Ja, wir zeigen, wie manipulativ die Täter vorgehen. Wie sie das Vertrauen der Kinder erschleichen und sie gleichzeitig in eine Art Schweigepflicht nehmen. Sie üben sehr schnell subtilen Druck aus, um so z.B. an Nacktfotos der Kinder zu kommen. Und es ist interessant und erschreckend gleichermaßen, wie schnell viele Täter dafür die Kommunikation von den Webforen umlenken wollen, um z.B. über WhatsApp direkt zu kommunizieren. Das war für auch für die erwachsenen Schauspieler in unserem Experiment spürbar belastend. Immer wieder mussten sie sich Videotelefonaten aussetzen, in denen die Täter sich entblößten oder sogar vor der Handykamera masturbierten."
Die Männer machen den Kindern eindeutig sexuelle Angebote und sind offenbar wenig besorgt, strafrechtliche Konsequenzen zu erfahren. Wie kann das sein?
Moderator Steffen Hallaschka: "Es gibt ganz offensichtlich keinen ausreichenden Fahndungsdruck auf die Täter. Die Website-Betreiber sind entweder überfordert damit, diesen Missbrauch ihrer Angebote zu überwachen und anzuzeigen. Oder sie haben kein ernsthaftes Interesse daran. Und die Polizei hat hier wenig Zugriffsmöglichkeiten. Aus der kriminalpsychologischen Arbeit mit den Tätern wissen wir, dass sie sich wohl bewusst sind, wie viele von ihnen gleichzeitig im Netz unterwegs sind. Und diese Tatsache gibt ihnen zusätzlich Sicherheit."
Angesichts der Ergebnisse des Experiments, wie sicher kann das Surfen für Minderjährige im Internet überhaupt sein und welche Möglichkeiten haben Eltern, ihre Kinder zu schützen?
Moderator Steffen Hallaschka: "Ich bin sicher, dass die politischen und die technischen Möglichkeiten längst nicht ausgeschöpft sind, um Internetnutzung für Kinder sicherer zu machen. Aber natürlich ist es ebenso wichtig, dass sich Eltern damit vertraut machen, welche Angebote ihre Kinder im Netz nutzen und welche Gefahren dort lauern. Da wird unser Experiment sicherlich für die längst überfällige Aufklärung sorgen.
Sobald Kinder auch selbstständig das Netz erobern, sollten Eltern offen mit ihnen über die realen Gefahren sprechen und feste Regeln für die Internetnutzung vereinbaren. Und ganz wichtig: Sie sollten ihren Kindern Mut machen, bei entsprechenden Erlebnissen im Netz sofort Bescheid zu geben und unbedingt auf Vorwürfe und einschüchternde Strafpredigten verzichten."
Wie besorgt macht Sie diese Entwicklung als Vater?
Moderator Steffen Hallaschka: "Meine Kinder wachsen ganz selbstverständlich als "digital natives" auf. Und ich finde es wichtig, dass sie den sinnvollen Umgang mit Tablets, Computern und Internetangeboten lernen. Umso mehr hat mich unser Experiment auch ganz persönlich alarmiert. Ich werde noch mehr als bisher ein Auge darauf haben, was meine Kinder im Netz unternehmen und sie frühzeitig für die Gefahren im Internet sensibilisieren."
Welche Erkenntnisse nehmen Sie für sich aus dem TV-Experiment mit?
Moderator Steffen Hallaschka: "Es ist vor allem die traurige Erkenntnis, dass sich offenbar jedwede Form von Kriminalität ins Netz ausgebreitet hat, und dass wir alle online gar nicht wachsam genug sein können. Auf der anderen Seite steht die ermutigende Erkenntnis, dass wir mit unserer Recherche sowohl bei der Aufklärung von Straftaten, als auch bei der Prävention wirksam helfen können. Ich bin voller Hoffnung, dass dieser ungewöhnliche Fernsehabend bei RTL wirklich etwas zum Besseren verändern wird."
Das TV-Experiment »RTL Spezial: Angriff auf unsere Kinder und was WIR dagegen machen können!« mit Steffen Hallaschka läuft am 08.03.2021 um 20.15 Uhr.